Lubiges – Bürgers – Restaurant Syrtaki

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lubiges 1Eine alte Hofstätte im Wandel der Zeit

In der Serie über die 35 ältesten Stätten haben wir unter der Nr. 11 von Bürgers, auch Lubiges, Stätte berichtet. Nachforschungen haben ergeben, dass wir heute „Genaueres und Neues“ berichten können. Beginnen wir mit der Ersteigerung der Halbspannstätte „Lubiges“ durch „Bürgers“ aus Eversberg.
 
Josef Bürger sen. geb. 22.09.1797, Sohn von Anton und Katharina geb. Müller 25.06.1801 in Eversberg, heiratete am 01.10.1825 Gertrud Kotthoff. Sie bekamen in Eversberg zwei Töchter und später in Olsberg noch vier Söhne.

lubiges 13Am 04.10.1828 hatten sie das im Jahre 1779 erbaute Haus und den Grundbesitz der „Lubiges Stätte“ für 800,- Taler ersteigert. Vorbesitzer des Anwesens war Jonas Henricus Körner aus Assinghausen, ( ihm gehörte auch Coers und Neuhäusers) verheiratet mit seiner Cousine Margret. Jonas hatte viel Geld verdient, (andere Quellen sagen: er habe im Gerümpel einen Klumpen Gold gefunden) die Hälfte (25.000,- Reichstaler) stiftete er für wohltätige Zwecke. Jede Witwe bekam einen Thaler jährlich. Die noch heute neben der Friedhofskapelle stehende kleine Kapelle hat er erbaut, gestorben ist er im Jahre 1807. Die Erben und der eingeheiratete Anton Vorderwülbecke nutzten das Anwesen bis 1828, dann wechselten die stark verschuldeten Ländereien und das Haus ja den Besitzer.

lubiges 2Noch im Herbst zogen Josef jun. und Gertrud nach Olsberg, hier wurde Josef landläufig „Der Spanier“ genannt, da er einige Jahre in spanischer Gefangenschaft verbracht hatte .Mit Gertrud und den sechs Kindern lebte er hauptsächlich vom Handel mit „Sauerländer Erzeugnissen. lubiges 3
Der als erster in „Lubiges Haus“ am 07.09. 1833 geborene Sohn Carl heiratete am 26.01.1858 Theresia Braun aus Winterberg. Sie brachte einen Erbteil von 30.000,- Talern mit. Familie Braun, das waren Kauf- und Handelsleute, waren durch den Handel mit Militärpferden und beim Bau der Straße von Winterberg nach Neu-Astenberg reich geworden. Carl und Theresia erbauten 1859/60 den großen Gasthof an der Straße.

lubiges 4Im alten Haus war Bäckerei, eine Schusterwerkstatt, eine Unterkunft für Pferde auf der Durchreise und im Freien war sogar eine Kegelbahn. In 1867 kaufte Carl die Wiese (ist gleich Aue) kurz vor Steinhelle. So entstand die Flurbezeichnung: „Carls-Aue“ Hier errichtete er ein Sägewerk, eine Mühle und ein großes Haus mit Gaststätte. lubiges 5Zusätzlich versuchte er an zwei Stellen Schiefer zu brechen und zu beschneiden. Er fand aber nur Faulschiefer, so ergaben sich große Verluste. 1897 brannte das Wohnhaus und zwei Anbauten ab (der Beweis fehlt), ist aber glaubhaft, denn Josef baute umgehend ein neues Fachwerk-Gasthaus, siehe dazu den Bauplan vom Nov.1897, diesen Bereich „Carls-Aue“ betrieb ja Josef jun. mit Frau Maria. Nach dem Tode von Josef in 1918 verkaufte Maria die „Carls-Aue“ an Hermann Westhelle. lubiges 6Über Westhelle wird noch berichtet. Carl war unternehmerisch, handelte nun mit Baumaterial, stellte im Kulturkampf die Bäckerei für die unterdrücktlubiges 11en Katholiken als Andachtsraum zur Verfügung. In den neunziger Jahren kaufte Carl das zwischen dem eigenen Grundstück und dem Süggelerschen Anwesen gelegene Neuheusers Haus mit Garten und lies dies alles abreißen. Vorsitzender der Spar- und Darlehenskasse war er 25 Jahre (1886-1911) und von 1870-1896 war er Hauptmann der Schützenbruderschaft.
Von ihm stammt der Ausspruch:
„Auch im Hemd bin ich euer Major“

Carl starb am 02.021911, seine Frau Theresia am 09.03.1929.

lubiges 7Paul, das neunte von elf Kindern übernahm die Gast- und Landwirtschaft, zeitweilig war er als Soldat in Konstantinopel. Geheiratet hat er am 26.11.1919 Antonie Bauerdick vom „Dornhof aus Ainkhausen“. Sie bekamen drei Kinder, unerwartet starb Antonie schon am 22.12.1924. In zweiter Ehe heiratet Paul am 13.06.1931 die sehr fleißige und tüchtige Elisabeth Kuhmann, welche das Erbe erhalten hat. Nach langer Krankheit starb sie am 17.06.1957, Paul, im letzten Jahr bettlägerig, starb am 12.06.1956.

lubiges 8Die Kinder aus der Ehe mit Antonie waren: Liselotte, Karl und Ferdinande. Karl, am 02.10.1924 geboren, betrieb schon von 1939 bis 1942 die elterliche Landwirtschaft, dann wurde er als Infanterist über Ostpreußen nach Russland einberufen. Im Januar 1943 kam er mit Erfrierungen zurück und wurde wegen einem Herzmuskelschaden im Herbst vom Militär entlassen. Am 10.05.1950 heiratete Karl Agnes geb. Röttger von Bigge und übernahm den elterlichen Betrieb. Die intensive Bewirtschaftung machten An- und Umbauten in 1950, 55, 57 und 58 erforderlich. Das alte Haus wurde 1959 abgerissen, dafür das Stallgebäude erweitert.
Im Zuge der Erweiterung des „Umspannwerkes Steinhelle“, wurden einige Ländereien an die VEW verkauft. Schon ein paar Jahre später zeigte es sich, dass die restlichen Flächen „landwirtschaftlich uninteressant“ geworden waren, so wurde dieser Betriebszweig aufgegeben. Die Stallgebäude wurden fasst alle abgerissen, um auf die frei gewordenen Flächen eine Pension mit 25 Gästebetten und einer Einliegerwohnung zu errichten und zu betreiben. Der Gasthof wurde ab 10.05.1971 verpachtet und Karl mit Agnes zogen sich zurück in das „Haus am Dahle“. Karl war 14 Jahre in der Kommunalpolitik tätig, davon neun Jahre als stellv. Bürgermeister. Im Vorstand der Spar- und Darlehenskasse war er elf Jahre, für 25 Jahre im Ehrenamt der Westfälischen Genossenschaft wurde ihm die silberne Ehrennadel überreicht. 1984 wurde er in den Vorstand und 1985 als Vorsitzender des Kur- und Verkehrsvereins berufen.

lubiges 9Der Sohn Karl-Josef Bürger und die am 10.05.1975 geheiratete Roswitha geb. Reimann waren jetzt die Eigentümer. Nach acht Monaten Umbau eröffneten sie am 30.10 1982 das „Hotel Bürger“. Karl Bürger wünschte den Nachfolgern, nun in der fünften Gastronomie-Generation, dreierlei:
1.     Gottes Segen
2.     Glück, Harmonie und Gesundheit in der Familie
3.     Erfolg im Beruf

Aus gesundheitlichen Gründen musste der Betrieb am 01.04.2008 eingestellt werden. Das Haupthaus „Gasthof Bürger“ wurde im September 2008 in „Griechische Hände“ verkauft, es ist heute das „Restaurant Syrtaki“.

Bürgers – Westhelle, Bereich Carls-Aue
lubiges 10In den vorliegenden Unterlagen von Bürgers gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Gasthof Nöllke in Assinghausen auch zeitweise zum Anwesen von Bürgers gehörte. In Unterlagen vom Amt Bigge werden als Besitzer genannt: 1895 Carl Bürger, 1897 Josef Bürger, 1919 Klusendirk und 1929 Hermann Westhelle. Hausbeschreibung: Gast- und Schankwirtschaft, Assinghausen 91 (Carlsaue).
lubiges 14Hermann und Thea Westhelle hatten 1919 das Wohnhaus (mit Gaststätte und Mitarbeiterwohnungen), die Sägemühle mit Gatter und die mit Ruhrwasser angetriebene Turbine zur Stromerzeugung von Maria Bürger gekauft, dazu gehörten auch 12 Morgen Betriebsgelände. Im Jahre 1924 brannte das Dach und das Obergeschoß. Bei der erforderlichen Totalrenovierung entstand ein großer Saal, Gästezimmer und eine Gartenwirtschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg mulubiges 12ssten Flüchtlinge aufgenommen werden, sodass nicht viel Platz für die Gästebewirtung blieb, daher offizielle Schließung in 1950. Die Räume wurden nun für den Holz- und Kunststoffbetrieb genutzt.
Von den Bereichen: Gasthof/Hotel Bürger, Gasthof/Sägewerk usw. Carls-Aue, Gasthof Nöllke und Pension „Haus am Dahle“ gehört nur noch der zuletzt genannte Bereich den Bürgers.


Quellennachweis, in Text und Bild:
-Nr.11 der Serie: Die 35 alten Stätten in Olsberg, von Wilfried Rosenkranz
-Hotel- und Gaststättenchronik der Stadt Olsberg, Redaktion: Karl Koch, Karl Bürger, Michael Rath
-Olsberg und seine Dörfer i.d. vergangenen 100 Jahren, Verlag Podzun    
-Olsberg und seine Dörfer im Kaleidoskop, Heimatbund Stadt Olsberg
-Dokumentation Amt Bigge, Gast- und Schankwirtschaften
-Stadt Olsberg, Bilder aus der Geschichte ihrer Dörfer, Heimatbund d.Stadt O.
-div. Gesprächsnotizen
-Briefkopf: Sägewerk und Baustoffhandel, von Willi Vollmer
-Bilder und Postkarten, von Privat

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