Im Mai 1879 besuchten Regierungspräsident Steinmann und der Landrat Dr. Federath die Schule. Sie stellten fest; das Schulgebäude entspricht nicht mehr den Anforderungen, die Schulzimmer seien zu beschränkt, die Lehrerwohnung fehle, es müsse ein Neubau erstellt werden. Bedingt durch die finanzielle Lage der Gemeinde wurde aber nur die Knabenschule erweitert. Am 22. Dezember 1879 war der 2,40 m breite Anbau fertig. Ein Jahr später wurden die Klosetts gebaut.
Neubau der „Roten Schule“
Der Landrat schlug wegen Baufälligkeit und beschränkter Raumlage erneut einen Neubau vor. Der Beschluss dazu erfolgte am 16.08.1890. Der Kreisausschuss genehmigte die Anleihe von 8.000 M für das Grundstück und 23.000 M für den Bau. Im Frühjahr 1891 kaufte die Gemeinde vom Wagner Sonntag (der Kropffsche Hüttenschreiber)die erforderlichen Besitzungen. In dem an der Straße nach Brilon gelegnen Garten wurde ein geräumiges, vierklassiges Gebäude, die so genannte „Rote Schule“ errichtet, mit Wohnung für die Lehrerin. Das alte Schulgebäude erwarb Herr Sonntag für 1.800 M. Aus der Mädchenklasse machte er eine Werkstatt und aus der Knabenklasse mehrere Wohnzimmer. Bezogen wurde die „Rote Schule“ am 22.08.1892.
Die Einweihung am 10.Oktober stand unter dem Leitspruch:
„Gott, laß das Werk des Unterrichts
Und der Erziehung hier gedeihn,
Damit wir uns stets nur deines Lichts
Und deiner Wahrheit mögen freun!“
Beim Besuch des Kultusministers Dr. Studt am 2.April 1904 schrieb er in die Schulchronik:
"Ich habe bei Gelegenheit bei meinem Aufenthalt in Olsberg die Volksschule in Gegenwart des Herrn Pfarrers von Haeling aus Bigge und des Herrn Vikars Quinke besichtigt. Es wurden mir zwei kombinierte Klassen durch den Hauptlehrer Plett und den Lehrer Hahne vorgestellt. Das Ergebnis war ein durchaus befriedigendes, sowohl hinsichtlich der Lehrmethode, welche die Lehrer zur Anwendung brachten, wie auch hinsichtlich der Antworten und der Haltung der Schüler und Schülerinnen, Besonders anzumerken ist die vaterländische Gesinnung, die in der Geschichtslehre und im Gesang zum Ausdruck kam.
Meine besten Wünsche begleiten die Lehrer und Lehrerinnen, welche die ihnen anvertraute Jugend in ihrem Wissen und Können so vortrefflich gefördert haben, auf ihrem ferneren Lebenswege."
gez. Dr. Studt
Königl. Staats – und Kultusminister
Ein erneuter Schulbau in Olsberg
Am 11. Juni1912, Olsberg hatte 365 Schulkinder, wurde über den Neubau einer zweiten Schule beraten. Der Weltkrieg machte die Pläne aber zunichte. Die Gemeindevertretung beschloss dann am 23. Januar 1926 den Neubau auf dem Platz zwischen der „Roten Schule“ und der Bahnhofstraße. Olsberger Handwerker sorgten dafür, dass die Einweihung der für 100.000 RM erbauten Schule schon am 3. März 1928 erfolgen konnte. Die Olsberger Heimatdichterin schrieb die Geleitworte:
„Wir alle wollen eines nur erstreben
Und haben einem Ziel uns nur geweiht:
Wir wollen hoch an’s Licht die Schätze heben
Aus unsres Volkstums reicher Fruchtbarkeit;
Wir wollen wachsen in ein neues Werde
Und doch verwurzeln mit der tiefsten Kraft
In unsrer Ahnen Art und Heimaterde.“
Höhen und Tiefen im Schulbetrieb
Unter den Nationalsozialisten wurde die Schule zur Gemeinschaftsschule erklärt, sie war ihres konfessionellen Charakters entkleidet, der Kampf gegen die Kirche war im Programm. Bei einer Abstimmung am 14. Mai 1946 waren 95 % der Eltern für eine konfessionelle Schule, dadurch erhielt die Schule auch wieder ihre alte Bezeichnung: „Kath. Volksschule Olsberg“.
Die Evangelische Volksschule erhielt ein Klassenzimmer in der neuen Schule, ein Bericht über die Ev.Schule folgt später!
Während der amerikanischen und englischen Besatzung wurde der Schulbetrieb mit großen finanziellen Opfern erfolgreich wieder aufgebaut.
Große Teile des Inventars, Lehr- und Lernmittel, mussten repariert oder ersetzt werden, auch die Bibliothek hatte stark gelitten. Die Schülerzahlen sanken wieder und so wurden Schulstellen abgebaut. Ostern 1952 zählte die Schule 5 Lehrer, 3 Lehrerinnen und 425 Kinder, davon 218 Mädchen und 207 Knaben.
Schlußbetrachtung
Wer vom Langenberg in’s Tal blickt denkt an Grimmes Worte:
„düt Himmelreyck op Eeren“ (dies Himmelreich auf Erden) denn in diesem Tal wohnen echte „Sauerländer“ Menschen mit ihren Vorzügen und Schwächen, ein derber, eigenwilliger und arbeitsamer Menschenschlag, der stark verwurzelt ist in der Liebe zum Sauerländer Volkstum, in dem eine tiefe Gottesfurcht und Treue zur Kirche eigen ist. Möge die Schule der Zukunft weiterhin Wissen vermitteln, welches der Erhaltung und Stärkung des Volkscharakters dient.
Berichte über die weiteren Schulen folgen!
Quellennachweis, Text und Bilder:
Chronik der Volksschule zu Olsberg, Josef Plett und weitere Lehrer
Chronik der Elementaren Mädchenschule zu Olsberg, Frl. Felderhoff
Geschichte der Volksschule in Olsberg, Josef Roggenkamp
OLSBERG gestern und heute, J. Roggenkamp
OLSBERG Ein Dorfporträt, P.Kruse, A.Liesen-Schauerte, G.Rüther
Olsberg und seine Dörfer, Podszun
Strunzerdaal, Bücher vom Heimatbund
Anlagen in der Chronik von J. Plett = Div. Urkunden
100 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Olsberg, Pfarrgemeinderat
Bilder, Josef Hesse
Privatarchiv W. Rosenkranz
Diverse Presseberichte