Die Olsberger Schulen Teil 1

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Historie des Schulwesens

schulen_1Im Mittelalter war durch Beschluss des Konzils von Konstantinopel (681) das Schulwesen den Kirchen unterstellt. Der erste Bischof von Paderborn, Hathumar gab dazu nähere Anweisungen und verlangte die Errichtung von Pfarrschulen.Urkundlich sind die Anfänge der Volksschulen im Sauerland im 13. Jahrhundert. Die Unterrichtung fand in Pfarrhäusern und Privatwohnungen statt. Pfarrer, Hilfsgeistliche und Küster brachten in der Regel nur eine mangelhafte Vorbildung mit, wurden schlecht bezahlt und mussten nebenher noch einer anderen Beschäftigung nachgehen.

Aus den anfänglichen „Pfarrschulen“ wurden die selbstständigen Volksschulen.


Entstehung der Olsberger Volksschule

Die Kinder von Olsberg besuchten die Kirchspielschule in Bigge, welche 1270 Urkundlich erwähnt wird. Der Schulbesuch war Pflicht, damit unter anderem das zum Teil noch vorhandene Heidentum erstickt werde. In alten Akten der Olsberger Waldgenossenschaft fand man eine  Urkunde, ohne Datum, in der der Vorsteher Vallentin Freisen und 25 Eingesessene einen Antrag auf Errichtung einer eigenen Schule in Olsberg stellten.(Hier im Originaltext)

 


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„Wir gesammte Eingesessene der Dorfschaft zu Olsberg gehörig zur Pastorat Bigge, sind gemüssigt Euer Hochw. Hl. Commissario vorzustellen, welchergestalt wir vorher unserem  zeitigen Herrn Pastor gebührend belanget, uns gleich andern Dorfschaften im Kirchspiel einen Schulmeister vor unsere Kinder zu verstatten, weilen aber uns dieses anfänglich abgeschlagen und allein darunter einige pekir, die wir jetzt nicht wissen wollen, versiren tut, so wir aber unserer Kinder Untergang nicht hingeben, noch dulden mögen, ohne dem Kirchspiel kindig, welchergestalt der Weg nach Bigge beschaffen und ohne Lebensgefahr von unsern Kindern nicht mögen betreten werden, davon genugsame exempla anzuziehen wären und Schaden an s. v. (salva venia = mit Erlaubnis) Schuhen und Strümpfen und anderen Kleidern, ohne auch, daß dan unterwegs im hin – und hergehen, item Zeit, daß der Schulmeister nicht bei ihnen ist, viele Leckereien und Mutwillen getrieben worden, wie ahnnebenss; diesen verwichenen Monat November kein klein Kind so wenig in die Biggesche Kirche als Schule gehen können, die Kinder ahnbey weilen klein sein lernen und demnächst wann etwas verwachsen, von den Hausleuten zur Arbeit ampliert (gebraucht) werden zu müssen; wir erklären uns auch die Biggesche Schule im Bau und Besserung vor wie nach gebräuchlich gewesen pro nostra quota (für unsern Teil) zu unterhalten und was an Pension der Schule zugelegt zeitigem Schullehrer zu Bigge zu überlassen und den unsrigen auf unsere Kosten zu unterhalten, auch endlich jetziger Hl. Pastor sich aus beeglichen Ursachen bina vice (zum zweitenmale) erklärt die olsbergische Schule zu zugeben worunter jedoch abermalige Wiedermut entstehen dürfte ex instigatione unius vel alterius male senjentis et nobis adversantis, (aus Anreizung des einen oder andern, der übelgesinnt und uns entgegen ist) so ergeht der ganze Gemeinde zu Olsberg an Ew. Hochwürden zeitigen Herrn commisarium unser flehentliche Bitte sie geruhen in hoc passu pro salute animarum et instuctione prolium nostrarum (bei diesem Schritte für das Heil der Seelen und den Unterricht unserer Nachkommen) zu dekretieren, was dieselbe darüber befindlich zu erkennen schuldig. Die wir dieses alles Euer Hochwürden ihrem Gewissen anheim geben und bleiben


Euer Hochwürden unserss Hochgeehrten Herrn Commissarii unter

tänigst Eingesessene der Dorfschaft Olsberg.

      -  Unterschriften  -

 

schulen_3Am 9. Dezember 1730 wirdt der Gemeinde berichtet, dass zu Olsberg gleich Antfeld und Elleringhausen einen eigenen Schulmeister auf ihre Kosten annehmen können. Ferdinand Anton Fabri von Hallenberg wird wegen seiner Capicität zugelassen und installiert.

Die Genehmigung der eigenen Schule erhielt Olsberg am 1. August 1732  Gegeben zu Cöln J: A: F: von Sierstropff, General – Vikar

Im Auftrag meines Hochwürdigsten Herrn Generalvikars J. Dux, apostol. Protonotar und Sekretär, eigenhändig


Der Schulbetrieb

In Prozessakten der Gemeinheit Olsberg über Waldgerechtsame wird geschrieben, dass der Erlös aus der Waldnutzung unter andern für den Dorfschulmeister und für die Schulen in Bigge und Olsberg zu  verwenden sei.

schulen_4Olsbergs Schule wurde als Nebenschule aufgeführt, hatte ein Schulzimmer      16 Fuß lang, 14 Fuß breit und 8 Fuß hoch. Neben dem Schulraum befand sich eine für den Lehrer kostenfrei Wohnung mit Stallungen. Er hatte ein Einkommen von 30 Stüber, aus dem Schulgeld. Zu dem Schulgeld musste die Gemeinde aber noch beisteuern. Kaum ein Zehntel der Kinder gingen im Sommer zur Schule. Die Disziplin bei Unordnung wurde mit Hilfe eines Ochsenstriemers erreicht. Die gestiftete Vikari von 1760 wurde per Urkunde von 1801 in Wien mit der Schulstelle vereint. Am 1. November 1812 wurde die Administration der Schulvikari Vikar Frisse übertragen.

Frl. Agnes FelderhoffAm 3. Oktober 1855 forderte die Regierung eine neue Schulstelle, da man 64 Knaben und 94 Mädchen zählte. Die geforderte Lehrerin war von 1856-1860 Frl. Girsch. Man hatte die kleine Lehrerwohnung in ein Klassenzimmer für Knaben umgewandelt. Der Eingang wurde nach der Straßenseite verlegt.        Von 1860 bis 1904 leistete Frl. Agnes Felderhoff segensreiche Arbeit in der Olsberger Schule. Für sie baute man 1865 an das Schulgebäude eine Wohnung an. Für den Zeitraum 1860 bis 1894 erstellte sie eine eigene „Chronik der Elementaren Mädchenschule zu Olsberg“.

Am 13. November 1871 wurde der Kuratkaplan Franz Zengerling zum Schulvikar ernannt. Kurkaplan Franz ZengerlingUnter den Seelsorgern des Jahrhunderts nimmt er einen hervorragenden Platz ein. In Olsberg hat er sich große Verdienste erworben, er gilt als Begründer des Krankenhauses, erweiterte als Notlösung die alte Kapelle, war zweiter Vorsitzender der Spar- und Darlehnskasse und Gründer/Präses des MGV Sauerlandia 1872. Im Kulturkampf war er ein Beispiel für Christliches Verantwortungsgefühl, Er wurde denunziert und musste am 24. September 1875 das lieb gewonnene Olsberg verlassen.


Die neue Schulform

Lehrer Josef Plett

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Die Regierung ordnete 1875 die Trennung von Vikari und Schulstelle an. Mit der Verwaltung der Schulstelle wurde der Lehrer Josef Plett betraut. Er diente mit voller Tatkraft von 1876 – 1921 der Schule und der Gemeinde. Mit der Entwicklung der Olsberger Schule ist sein Name untrennbar verbunden. Josef Plett erstellte die Schulchronik, war erster Dirigent beim MGV und erster Rendant der Spar- und Darlehnskasse. Am Lingelscheid legte er im Jahre 1881 einen Schulgarten an.

 

Quellennachweis, Text und Bilder:

 

Chronik der Volksschule zu Olsberg, Josef  Plett und weitere Lehrer

Chronik der Elementaren Mädchenschule zu Olsberg, Frl. Felderhoff

Geschichte der Volksschule in Olsberg, Josef Roggenkamp

OLSBERG gestern und heute, J. Roggenkamp

OLSBERG  Ein Dorfporträt, P.Kruse,  A.Liesen-Schauerte,  G.Rüther

Olsberg und seine Dörfer, Podszun

Strunzerdaal, Bücher vom Heimatbund

Anlagen in der Chronik von J. Plett  = Div. Urkunden

100 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Olsberg, Pfarrgemeinderat

Bilder, Josef Hesse

Privatarchiv W. Rosenkranz

Diverse Presseberichte



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