Pfingstmontag ist Mühlentag

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Die Olsberger Mühlen und ihre Wasserrechte
DOlsberg_frueher_71ie erste Mühle der „Eingesessenen der Gemeinheit Olsbern“ wurde im Jahre 1669 auf dem Gemeinheitsgrund der früher zu dem Hof Krüper gehörte (später Padberg) gebaut. Die Konzession für die Mühle musste vom Kurfürstlichen Erzbischof von Köln erteilt werden.
Zu diesem Zeitpunkt war die zuständige Behörde vakant, da der Erzbischof verstorben war. So wurde die Konzession ohne Unterschrift des Erzbischofs in schwarz gesiegelt und war daher ungültig.Bilder_Olsberg101
Schon 1668 gab es Streit zwischen Otto Friedrich von Padberg zum Schellenstein wegen Mühlbaurechten des Hauses Schellenstein mit den Olsbergern. Eine Klage wegen dem Neubau einer weiteren Mühle war auch von dem Herrn von Brabeck erhoben worden, er war zu der Zeit Müller in der Antfelder Zwangsmühle.  So mussten alle Olsberger Einsassen ihr Getreide mühsam nach Antfeld bringen. In der Vergangenheit hatten sich auf den schlechten Wegen schon 16 Esel die Beine gebrochen. In den Jahren 1718-1761 gab es immer wieder Streit zwischen dem Herrn von Brabeck und den Eingesessenen von Olsberg wegen der Mühle. Der Kölner Erzbischof wurde gebeten, den Herrn von Brabeck zu verurteilen, den durch die Schließung der Mühle von 1732-1737 verursachten Schaden zu vergüten. Der Prozess um die Mühlengerechtsame ist einer der zähesten Prozesse, die von der Gemeinheit Olsberg gegen den Adel durchgeführt wurde. Es gab 4 Bände Gerichtsakten, aber es war zu keinem endgültigen Urteil gekommen. Die Mühle war seit 1739 wieder in Betrieb und so sprachen die Olsberger von ihrem Erfolg.Bilder_Olsberg103
Nach mündlicher Überlieferung soll beim Hause Busch/Gockeln in der Sachsenecke/Mühlhofweg eine Mühle betrieben worden sein. Bei Bauarbeiten seien unweit des Gehöftes Teile eines Wasserrades gefunden worden, aus welcher Zeit die Anlage stammte ist nicht bekannt, auch nicht, wann das Wasserrad gefunden wurde und zu welchem Betrieb das Wasserrad gehörte. Denkbar ist, dass das Wasserrad vielleicht zu einer Schmiede oder Schreinerei gehörte, woher kommt aber der Straßenname „Mühlhofweg“ ?
War dies der beschwerliche Weg, auf dem die Eingesessenen und das gemeine Publikum von Olsbern weiterhin ihr Getreide zu den Zwangsmühlen schaffen mussten. Dort lag es dann oft Tagelang ungemahlen, zum Teil von Mäusen und anderen Tieren angefressen, herum. Es kam auch oft vor, dass das Getreide ungemahlen wieder abgeholt werden musste, weil es anderweitig zur Ernährung der Familie und der Tiere benötigt wurde.
Im Jahre 1732 wurde die Mühlenkonzession aber endlich für die Einsassen der Dorfschaft Olsbern erteilt, siehe dazu die Urkunde und Transcription. Bilder_Olsberg104Die Eingesessenen der Dorfschaft olsbern
Ihre Chufürstliche Durchlaucht zu Cöln haben hier in vermeldeten untertänchsten petiton (Gesuch) wegen Erbauung einer Mahlmühle aus angeführten versuchen zu deferieren (genehmigen) geruhet, thun es auch hiermit gnädigst und dergestalten, daß der Hofkämmerer den jährlichen zu entrichteten schuldigen Canonem (Steurersatz) durch die Westphälische Oberkellnerey determinieren (bestimmen) und bewahrn lasssen solle. Brüel den 21.Juni 1732 Clemens August
„Siegel“           Frid.Fabion  Eingesessene der Dorfschaft olsborn  


Das Betriebswasser für die Mühle wurde durch einen Obergraben von dem Gierskoppbach abgezweigt und der Mühle zugeführt, sodann nach Gebrauch durch den Untergraben dem Olsberg_frueher_71Gierskoppbach wieder zugeführt. Der erste bekannte Müller war Moritz Vollmer aus der Bruchhauser Mühle, der zweite war Otto Vollmer, ein Neffe von Moritz, welcher am 25. 02.1820 einen Pachtvertrag mit den Deputierten der Gemeinheit Olsberg abgeschlossen hatte. Sein zweiter Sohn Josef hat die Mühle in Pacht weiterbetrieben, bis er sie im Jahre 1843 von der „Bauernschaft Olsberg“ kaufen konnte. Von nun an konnte der Müller soviel Getreide mahlen wie er und seine kleine Mühle schaffen konnte. Am 09. November 1857 starb Josef Vollmer, die Mühle wurde an einen Franz Schilling sen. aus Olsberg verkauft. Seit dieser Zeit spricht man in Olsberg von „Schillings Mühle“
Zum Untergang der Mühle gibt  es nicht viel zu berichten. Franz Schilling jun.hatte den Mühlenbetrieb nicht weitergeführt, er hatte sich mehr mit der Elektrik beschäftigt. Die Mühle und das dazu gehörende Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden 1976 abgebrochen.  Olsbergfrueher_73
Die Olsberger Mühle musste zuerst für die Eingesessenen und dann für das gemeine Publikum mahlen. Da dies die Eingesessenen aber wenig interessierte, stellte der Schreinermeister Johann Vollmer einen Antrag für eine Konzession zur Anlegung einer „Unterschlächtigen Mahlmühle“, damit die Mühlennot ein Ende haben sollte.
Am 16. Juni 1829 hatte Schreinermeister Johann Vollmer von Schäfercords soviel der im Knick gelegenen Wiese gekauft, damit er die Konzession für die  Sägemühle beantragen konnte. Nach Rücknahme von Widersprüchen Dritter, wurde am 18.Juni 1832 dem Johann Vollmer die Konzession erteilt. Ab 1838 wurden dann in der Sägemühle einige Mahlgänge für Getreide angelegt, nach Erteilung einer besonderen Konzession. Nun gab es in Olsberg zwei Mühlen. Das Betriebswasser wurde ca. 500 m oberhalb der Mühlenanlagen durch ein Wehr aus dem Ruhrfluss in den Obergraben abgeleitet, der Säge- und Mahlmühle zugeleitet und nach Gebrauch durch den Untergraben bis in den Lakefluss (Grenzfluss zwischen Bigge und Olsberg) zurückgeführt, welcher auf der Rückseite der Ruhrstraße wieder in die Ruhr mündet.bertiebsstaetten_9 Nach Sägemüllers Urkunden wurde am 12. 03.1840 die Konzession zur Anlegung eines Weizenmahl- und Graupenganges erteilt. Am 18.09.1840 machte Johan Vollmer eine Eingabe um Erteilung der Konzession zur Anlegung eines Fruchtmahlganges. Vollmer begründete seine Eingabe u.a.: „Die Häuserzahl hat sich um das Dreifache gegen 1669 vermehrt, der Familienstand ist gegenwärtig auf 120 Haushaltungen gestiegen. Urkundlich belegt ist der Antrag vom 04.02.1862 zur Anlage einer Turbine zum Betrieb einer Ölmühle und Dreschmaschine in der Flur „In den Oelen“ (heute unterm Stausee) Nach Johanns Tod in 1877 gehörte seinem Sohn Franz das Anwesen. 1878 hat Franz mit seinem Schwager Wilhelm Kropff  einen Anbau für eine Schuhleistenfabrik erstellt und später ein Sägewerk, Kistenfabrik und eine Holzmehlmühle betrieben.  bertiebsstaetten_12Die Möbelschreinerei Ditz hatte bedingte Wasserrechte, die älteren  Rechte jedoch hatten: Gastwirt Kahle, von Wendt, Josefs Gesellschaft, Kirche Bigge, Vollmers und die Olsberger Hütte. Alle genannten bezogen das Betriebswasser aus der Ruhr, zugeführt durch den uralten Lakefluss, dies trifft auch für den Hofohrhammer (gehörte zur OH) in der Gemarkung Bigge zu.  

Anmerkung zu  den Wasserechten: Vor einigen Jahren war in einem Presseartikel zu lesen, das die Betreiber von Schillings Mühle und die der Vollmers Mühle  im Bezug auf Wasserrechte „Kontrahenten“ gewesen seien. Dies entspricht nicht der Wahrheit, denn Schillings Mühle bezog „Gierskopp-Wasser“ und Vollmers (Sägemüllers) Mühle bezog Ruhr-Wasser. Generell ist das Thema „Wasserrecht“ sehr komplex, auf Details soll daher verzichtet werden.  

Quellennachweis: - Vollmers Unterlagen/Kopien in Wort und Bild, zur Verfügung gestellt von Willi Vollmer -  OLSBERG gestern und heute von J. Roggenkamp - Bilder aus der Geschichte ihrer  Dörfer, Heimatbund - Olsberg und seine Dörfer, Verlag Podszun

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