Eine grundlegende Veränderung im Olsberger Vereinsleben gab es in dem Jahr 1928. Mit der Planung und Kostenermittlung für das zu erbauende "Vereinshaus" wurde die Fa. Berting & Maßmann, Neheim beauftragt.
Auf Beschluss des Kirchenvorstandes mit dem Dechanten Peter Quinke wurde das hinter der Kirche stehende Anwesen der Familie Kropf- Veltens am 09.07.1925 für 9.000,00 RM erworben, um ein Vereinshaus bauen zu können.
Die Kalkulation für das neue Vereinshaus lag bei 48.000,00 RM.
Die Kirchenkasse war aber durch den Kirchenneubau und durch die Kosten der Abpfarrung von Bigge leer.
Nach der Fertigstellung des Hauses (noch in 1928) durch die Firma Schäffer und viele Olsberger Handwerker ergab sich folgende Finanzierung:
20.000,00 RM zu 9% von der Spadaka Olsberg
20.000,00 RM zu 7% von Dr. August Grüne
8.000,00 RM - Hand-und Spanndienste = Eigenleistung
12.658,00 RM - Nachfinanzierung.
Zunächst aber eine Betrachtung des Vereinlebens. Die Vereine tagten in verschiedenen Räumen, wie:
- MGV Sauerlandia 1872, in der Vikarieschule
(späteres Dohlen Haus) ab 1883 in der
Roten Schule
- Musikverein Eintracht 1923, Rote Schule
- Frauen/Jungfrauen, Nähschule beim Krankenhaus
- Arbeiterbewegung christl. Metallarbeiterverband
und Borromäusverein, Nähschule
- Sodalen 1910, kleiner Saal bei Padbergs
- Turnverein 1906, Kahle/ Dechten und Schützenhalle, später kl.Saal
Padbergs
- Kolping erst 1947, sofort Vereinshaus
- Nähschule ab 1956 im Vereinhaus
- Die Theatergruppen der Vereine und das Streichorchester mit 26 Musikern (zur musikalischen Unterhaltung) hatten in der Schützenhalle geprobt, oft in dicken Wintermänteln.
Mit großem Erfolg fand schon 1929 der erste Preismaskenball statt, nach der Fertigstellung des großen Saales und der Bühne. Leider herrschte an diesem Tage eine Sibirische Kälte so dass trotz der aufgestellten Koksöfen die Wände des großen Saales vom Eisfrost glitzerten. Heinrich Kahle (der alte Husar) soll sich bei dieser Veranstaltung dermaßen erkältet haben, dass er kurz darauf verstarb.
Aus Kostengründen hatte man auf die gänzliche Unterkellerung verzichtet, aber schon 1929/30 wurde unter dem kleinen Saal ein Bierkeller unter schwierigsten Bedingungen mit der Hand ausgeschachtet. Der Turnverein schachtete den Turnkeller (heute Jugendkeller) aus, finanzierte den Ausbau und die Geräte und stiftete außerdem eine namhafte Summe zur Hausfinanzierung. Die Nationalsozialisten entzogen 1933 die Schankerlaubnis. Es wurden Volksaufklärungskundgebungen und Propagandatagungen abgehalten, sowie durch die Gemeinschaft Kraft durch Freude sehr gute Musik und Bühnenstücke dargeboten. 1937 richtete Willi Müller das erste feste Lichtspieltheater in der Umgebung ein. Das Jugendheim diente ab 1940 als Lager für französische Kriegsgefangene. Von 1950 55 war der Turnsaal als Lagerraum an die Firma Poloczek vermietet.
Nach Abbruch der Kegelbahn in 1956 wird das Jugendheim ausgebaut. Die Bücherei und die Nähschule kommen in das obere Geschoss des Hauses. Aus dem jetzigen linken Teil der Wirtschaft wird 1958 aus einer Waschküche ein Clubzimmer. Die erste große Renovierung des Hauses erfolgte 1960 mit Gesamtkosten in Höhe von 58.000,00 DM. Die vorher in der jetzigen Lokalküche gelegenen Toiletten kommen in den Keller. Die gesamte Decke und der schlecht gewordene Fußboden im großen Saal werden erneuert. Die Empore wird verkleinert und im kleinen Saal werden Teppichplatten verlegt. 1965 wird beschlossen, den Schankraum aus dem kleinen Saal in das Clubzimmer und den Flur mit Garderobe nach vorne zu verlegen. Wieder einmal gehen alle Vereine ans Werk und sparen somit geschätzte Kosten in Höhe von 21.000,00 DM
Am 16. 08. 1972 beginnt die zweite große Renovierung des Hauses, obwohl darüber nachgedacht worden war, im Rahmen der Dorfsanierung, das Vereinshaus abzureißen. Dieser große Umbau kostete 144.000,00 DM. Es wurden hierbei auch die im Ziegelrohbau stehenden Außenwände verputzt. Beide Säle wurden gründlich und geschmackvoll renoviert. Eine neue Ziehharmonika- Trenntür und neue große Fenster wurden eingebaut. Im Obergeschoss wurde die Garderobe, die Bücherei und das Sitzungszimmer umgebaut und neu möbliert. Die Jugendräume im Keller wurden auch neu gestaltet. Ein Großteil der Arbeiten wurde von den Vereinen durchgeführt, stellvertretend für die vielen Helfer, wurde den Herren Heinz Steinrücken, Anton Strake und Josef Imöhl besonders gedankt.
1974 wird die Wirtewohnung renoviert, ein Badezimmer wird eingebaut. Seit 1979 plante man das Vereinhaus zu einem Pfarrheim umzubauen. Am 07.05 1980 trafen sich Vertreter des Erzbischhöflichen Generalvikariats, Pfarrer Hoffmann und der Kirchenvorstand um über den Umbau zum Pfarrheim und Jugendzentrum zu sprechen. Der Umbau wurde am 15.08.1980 beschlossen, wegen der Kirchenrenovierung aber zurückgestellt. Architekt Guido Busch wurde im November 1981 mit der Planung beauftragt.
Der große Umbau wurde aber erst im Februar 1986 begonnen. Die Baukosten beliefen sich auf über 1.000.000,00 DM. Im großen Saal wurde eine Zwischendecke eingezogen, wodurch im Untergeschoss vier Zimmer entstanden, welche für Sitzungen und Kinder - und Jugendarbeit erforderlich waren. Der kleine Saal behielt seine Größe und wird außer als Probenraum für Gesang- und Musikverein auch für Altenbegegnungen genutzt. Im Obergeschoss, über eine großzügige Treppe erreichbar, wurde ein großer Saal geschaffen, der mit einer Trenntür geteilt werden kann. Außerdem sind vorhanden, eine kleine Küche, eine Toilette und die Bücherei. An der Fassade wurden Verschönerungen vorgenommen und das Lokal geschmackvoll eingerichtet. Die Verkleidungen in der Gaststätte bestehen zum Teil aus dem Holz der alten Kirchenbänke.
Die Jugendgruppen richteten sich 1987 noch einen geschmackvoll hergerichteten Gruppenraum im alten Turnkeller ein, der auch für gesellige Veranstaltungen der Jugend genutzt werden kann. Die letzte Kostenaufwendige Veränderung war die Küchenrenovierung, jetzt auf den neuesten Stand. Das Vereinhaus hat auch immer von der Gemütlichkeit seiner Gaststätte gelebt, wo man in Ruhe nach getaner Berufs- oder Vereinsarbeit ein Bier trinken kann. Der erste Wirt, Konrad Bartmann, war 28 Jahre und Torsten Cruse 11 Jahre als Castellan im Haus. Einige Wirte waren nur kurze Zeit im Haus, es gab sogar Monate ohne Bewirtung. Heute ist mit Uli Herbst der 17. Wirt und Pächter im Amt.
Während den zurückliegenden 80 Jahren wurden immer die notwendigen räumlichen Vorrausetzungen geschaffen, für eine zukunftorientierte Seelsorge, dazu gehören die Kinder und Jugendarbeit, die Vorbereitungen zum Sakramentenempfang, die Erwachsenenbildung und die Versammlungsmöglichkeit für die älteren Generationen.
Der Musikverein Eintracht und Männergesangverein Sauerlandia werden das Haus wohl immer als ihr Vereinshaus betrachten.
An dieser Stelle einmal ein herzliches Danke an die Kath. Kirchengemeinde, dass sie mit der Bereitstellung des Hauses die Vereinsarbeit in Olsberg anerkennt und unterstützt.
Quellennachweis:
Geschrieben von Wilfried Rosenkranz
Textzusammenstellung mit Rainer Albaum,
z.T. aus der Festschrift 50 Jahre Vereinshaus
Bilder: 2 Stück aus der Festschrift, der Rest von Wilfried Rosenkranz