Wolfgang Diekmann ist seit 50 Jahren Schiedsrichter

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artikelbild regionalesPetersborn. Er pfeift seit fünf Jahrzehnten, hat das Spielfeld im Blick, winkt an der Linie und verteilt auch hin und wieder mal die gelbe oder rote Karte: Wolfgang Diekmann aus Petersborn ist seit 50 Jahren leidenschaftlicher Schiedsrichter.

Bereits in jungen Jahren, genauer gesagt im Grundschulalter, hat der heutige Ortsvorsteher von Gudenhagen-Petersborn seine Liebe zum Fußball für sich entdeckt. Als kleiner Steppke flitzte er jahrelang als Mittelfeldspieler beim TuS Petersborn-Gudenhagen über den Platz, immer bemüht schneller als der Gegner zu sein und ein Tor zu schießen.

Anfänge

„Bis 16 Jahre habe ich aktiv gespielt. Dann sprach der frühere Schiedsrichter Willi Kitzhöfer mich nach dem Training an und meinte: ,Wolfgang aus uns beiden wird nie ein vernünftiger Fußballer. Mach es so wie ich und werde Schiedsrichter’“, berichtet Diekmann über den Beginn seiner Triller-Karriere.

Nach ein paar Nächten und vielen Gedanken war der Beschluss gefasst: „Ich werde Schiedsrichter.“ Gesagt, getan, die Ausbildung mit 120 Stunden Theorie und Praxis sowie Regel- und Fitnesstests wurde an den Wochenenden absolviert, sodass sich der Petersborner nach erfolgreich bestandener Prüfung am 11. Februar 1973 mit dem Titel Schiedsrichter schmücken durfte.

„Das erste B-Jugendspiel habe ich dann bereits kurze Zeit später im April in Scharfenberg gepfiffen. Ich war total aufgeregt und voller Energie“, so der 66-Jährige. „Damals hatte ich noch keinen Führerschein. Also musste mich mein Vater von einem Spiel zum nächsten fahren.“

Nach dem ersten erfolgreich gepfiffenen Spiel ging es dann sportlich weiter. Im gleichen Jahr hatte Wolfgang Diekmann als junger Schiri bei Wind und Wetter noch rund 50 weitere Fußballspiele zu pfeifen. Rund fünf Jahre später startete er dann nach der Bundeswehr in die nächste höhere Ära. Diekmann absolvierte weitere Prüfungen, um in der Bezirksliga und später sogar in der Landesliga zu pfeifen bzw. als Linienrichter zu winken.

„Anfang der 80er Jahre habe ich zusätzliche Prüfungen absolviert, um die Spiele in der Landesliga pfeifen zu dürfen. Die Anforderungen dafür waren herausfordernd und wesentlich höher“, ergänzt der Schiedsrichter, der zudem zehn Jahre als erster und zweiter Vorsitzender beim TuS Petersborn-Gudenhagen fungierte.

Highlight-Spiele

Klein in Scharfenberg angefangen, ging es immer weiter steil bergauf. Der Bayern München-Fan pfiff in ganz Westfalen bis zur Grenze nach Rheine und im Hessenland. Eins seiner Highlights war damals das Spiel SC Paderborn gegen Arminia Bielefeld vor über 10.000 Zuschauern. Insgesamt war er als Schiedsrichter 21 Jahre in der Bezirksliga tätig, leitete 16 Jahre die Landesliga, war 12 Jahre als Schiedsrichterassistent und Linienrichter in der Oberliga (höchste Amateurfußballklasse) aktiv. Der ehemalige Jugendtrainer des TuS Petersborn-Gudenhagen (20 Jahre) pfiff zahlreiche Freundschaftsspiele mit Bundesligisten wie zum Beispiel Borussia Mönchengladbach, Schalke 04 oder auch Borussia Dortmund. Insgesamt hat er in seiner 50-jährigen Laufbahn rund 1.900 Fußballspiele geleitet. In seinem schwarzen Dress managte Diekmann alles auf dem Spielfeld, verteilte hin und wieder Platzverweise oder kühlte auch heftige Diskussionen und Rangeleien runter.

„Als Linienrichter habe ich sogar in Medebach ein Fußballspiel der Hochsauerlandauswahl gegen die chinesische Nationalmannschaft der Senioren gewunken“, berichtete der ehemalige Bankkaufmann voller Stolz. „Und in der A-Jugend (höchste Klasse damals) das Spiel von Borussia Dortmund gegen Schalke 04. Ein besonderes Erlebnis war auch, als ich spontan in Paderborn als Linienrichter einspringen musste. Der ursprüngliche Linienrichter hatte sich nach 15 Minuten verletzt, sodass ich von der Zuschauertribüne geholt und mit Ersatzkluft ausgestattet wurde.“

Ein weiterer großer Glanzpunkt Mitte der 90er Jahre war das Pokalhalbfinale der Damen, Sportfreunde Siegen gegen Bayern München, das der Petersborner gewunken hat. Noch heute steht Wolfgang Diekmann als Schiri im HSK und in Hessen auf dem Fußballplatz, sagt aber: „Auf dem Sportplatz ist es ungemütlicher und ruppiger zwischen den Spielern geworden, aber auch dem Schiedsrichter gegenüber.“

Nachwuchssorgen

Trotz aller Herausforderungen liebt Diekmann sein Hobby, das auch seine Söhne Christopher und Florian mit ihm teilen. Sorgen macht er sich trotzdem etwas um seinen Favoritensport, denn es sei nicht einfach Nachwuchs zu generieren. Der Verein müsse sich kümmern, um neue Schiedsrichter zu finden.

„Wir sprechen den eigenen Nachwuchs an, meistens jedoch ohne Erfolg. Es wäre angebracht in den Schulen im Sportunterricht für den Schiedsrichter zu werben und über das spannende Hobby zu informieren. Zusammen mit den Sportlehrern könnten so gezielt Talente erkannt und angesprochen werden“, so Diekmann, der noch bis ins hohe Alter seiner Leidenschaft frönen möchte.

Sein großer Wunsch ist es jetzt aber, das erste Spiel auf der Einweihung des neuen Rasenplatzes in Petersborn am 17. und 18. Juni zu pfeifen.

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Pfeift und winkt seit 50 Jahren an der Spielfeldlinie: Schiedsrichter Wolfgang Diekmann aus Petersborn.

Foto: Claudia Metten

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