Plädoyer für die Sicherung der sozialen Infrastruktur

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artikelbild regionalesBrilon. Corona, Krieg, Inflation, Energie, Treibstoff kosten – allen immer mehr Nerven, Veränderungsdruck wie Mut und eben auch Geld. Das diffizile Krisengemenge bringt den Ist-Zustand auch in Branchen durcheinander, die ansonsten in genau solchen Fällen den Menschen sowohl erste wie auch langfristige Hilfen im Leben leisten. Auch auf den Einrichtungen im Wohlfahrts- und Gesundheitswesen lasten Kostensteigerungen in existenziellen Bereichen wie Lebensmittel, Benzin, Strom und Heizung bei gleichzeitiger Verknappung von Fachkräften sowie zunehmend ungesicherteren finanziellen Mitteln.
„Um konkret zu werden: Die aktuelle Situation ist eine ernsthaft und mittelfristig existenzielle Bedrohung für Hilfsangebote für alle Alters- und Bedürftigkeitsgruppen“, sagt Heinz-Georg Eirund, Vorstand Caritasverband Brilon. Es geht konkret um Geld, um die sogenannte Refinanzierung von gesetzlich fixierten Leistungen für alte, arme, kranke und / oder behinderte Menschen, und zwar vom Kleinkind bis zum Palliativpatienten am Lebensende.
Risikobeispiel: Covid und Kliniken
In der Bredouille zwischen Plan- und Echtzeit-Szenarien
Als direkter Anbieter sozialer Hilfen steht die Caritas Brilon bildlich gesprochen am Ende der Finanzierungskette. „Wir verhandeln turnusmäßig mit Kostenträgern wie beispielsweise den Pflege- und Krankenkassen oder auch dem Landschaftsverband die Refinanzierungen unserer Leistungen, etwa die Pflegesätze oder Tagessätze für Altenheime, Wohnhäuser für Menschen mit Behinderungen oder den Kliniken“, erklärt Heinz-Georg Eirund. Verhandelt wird mit Blick auf die Gesetzgebung, worin die Hilfeleistungen fixiert sind. Aufgrund der enormen Schnelligkeit und Komplexität des Krisengemenges – Corona, Krieg, Inflation, Energie etc. – stehen die Leistungsverhandlungen nun in der Bredouille zwischen Plan- und Echtzeit-Szenarien. Eirund skizziert den Zwiespalt: „In den Verhandlungen ziehen sich die Kostenträger zunehmend darauf zurück, dass sie keine gesetzlichen Grundlagen haben, mehr Geld für Hilfen zu geben, obwohl die Kosten, um die Hilfen anzubieten, real sogar weiter gestiegen sind.“ Auch beim Caritasverband Brilon treffen – genau wie in Privathaushalten oder der Freien Wirtschaft – täglich Briefe von Dienstleistern und Lieferanten ein, die in Folge der globalen Krisenlagen Preiserhöhungen ankündigen müssen.
Forderung: Systeme und Hilfen immer wieder der Realität anpassen
„Wir befinden uns in einer Situation, die für alle Beteiligten sehr unglücklich ist. Systeme, die von uns allen getragen, weil bezahlt werden, und die uns allen in Krankheit oder Not helfen sollen, blockieren sich, weil konkrete und zeitnahe Rahmen- und Gesetzesvorgaben fehlen, damit sowohl die Kostenträger wie wir als Hilfeanbieter unsere Aufgaben erfüllen können. Wir wollen Menschen helfen“, betont Eirund.
Er fordert von der Politik schnelle wie schlüssige Entscheidungen zur Sicherung von Gesundheits- und Hilfeangeboten sowie von den Kostenträgern deren zeitnahe, transparente und wirksame Umsetzungen. „Angesichts immer neuer und schnelleren Veränderungen und Verwerfungen dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir müssen unsere Systeme und Hilfen immer wieder den Bedürfnissen und Realitäten der Menschen anpassen, um den Einzelnen zu helfen, aber auch um unsere Gesellschaft in diesen Umbruchs- und Neuordnungszeiten zusammenzuhalten“, plädiert Heinz-Georg Eirund.
Er sieht dafür zwei Wege: Entweder die Kostenträger, also Krankenkassen, Pflegekassen, Landschaftsverband, Kommunen, erhöhen die Vergütung oder der Staat stützt die Sozialsysteme durch Rettungsschirme. Gebe es keine Rettungsschirme, müssen Bewohner und Angehörige beispielsweise von Pflegeeinrichtungen durch die Anhebung von Sozialleistungen in Form von Pflegewohngeld gestützt werden. „Die Mehrkosten dürfen nicht dazu führen, dass Pflegeleistungen oder die Wohnqualität eingeschränkt werden, dass zu Pflegende nicht ausreichend versorgt werden oder dass Angehörige völlig überlastet sind. Pflegebedürftigkeit darf nicht zur Armut führen. Aber auch den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen darf keinesfalls noch mehr aufgebürdet werden“, fordert Heinz-Georg Eirund.

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