Erinnerungen an die Kriegszeit

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kriegserinnerungen 1Wir, die Kinder aus den ersten Kriegsjahren können nur von Erinnerungen unserer Eltern berichten. So hat meine Mutter im Jahr 1996 noch einige Erlebnisse zu Papier gebracht. Mein Vater, wurde gleich zu Kriegsbeginn eingezogen, mit zwei Scharfenbergern, den Olsbergern Franz Burmann und Alfred Busch sowie einem Feldwebel aus Warburg. Diese Gruppe wohnte im Elleringhauser Bahnhof. Sie mussten den dortigen Eisenbahntunnel Tag und Nacht bewachen.
Nach Versetzungen nach Herford und Aachen kam mein Vater nach 13 Dienstmonaten wieder nach Hause. Die Olsberger Hütte war ein Rüstungsbetrieb und hatte ihn freistellen lassen.

In jedem Haus sollte ein Schutzraum sein, unser war im Keller, die Decke mit dicken Eichenpfählen abgestützt. Trotz Verbot wurde am Radio ein englischer Sender gehört. Meldete dieser z. B. „Martha – Martha“, dann wusste man, dass feindliche Flieger im Raum Meschede im Anflug waren. Aufklärer flogen, auch bei Tage, über dem Langerberg um das Munitionslager Heidberg zu suchen, es wurde nie gefunden. kriegserinnerungen 2Die erste Bombe fiel in Schröers Wiese, sie sollte die Eisenbahnstrecke zerstören. Als die Fliegerangriffe schlimmer wurden, entschlossen sich die Männer der Nachbarschaft im gegenüberliegenden Ufer einen Schutzbunker zu bauen. Bernhard Homann nahm die Sprengungen vor und die Männer karrten alles weg. Als die Fliegerangriffe stärker wurden, kamen auch „Andere“ in den Bunker. Außer den Frauen Sommer, Leibsle, Aue, Funke mit Mutter und Potthof mit Kind kamen auch die Angestellten der NSDAP aus der Baracke auf der Bleiche (wo heute Getränke Köster ist). Weil so viel Leute kamen und der Alarm manchmal mehrere Stunden dauerte, wurde beschlossen, einen weiteren Ausgang an zu legen. Am Sonntag den 20.03.45, die Männer waren im „Bunker-Einsatz“, kam ein Bomber und vernichtete am Olsberger Bahnhof eine abgestellte Lok. Zwei Soldaten kamen zum Bunker, sie waren auf dem Weg nach Brilon, ihnen wurde abgeraten, da man die fallenden Bomben schon sehen konnte.

kriegserinnerungen 3Vor Ostern war es einige Tage ruhig, doch dann kamen die Amis vom Borberg und feuerten einige Granaten auf Olsberg. Die Zivilbevölkerung war darauf nicht vorbereitet und so gab es die ersten Ziviltoten. Unser weißes Betttuch musste nach Anweisung von Feldwebel Köster nach dem Beschuss wieder eingeholt werden, obwohl stündlich mit Panzerangriffen gerechnet wurde. Weitere Nachbarn kamen in unseren Keller um etwas zu schlafen oder aus dem großen Suppentopf zu essen. In den Feuerpausen wurde Milch für die Kleinkinder besorgt. Überall sah man verstörte Soldaten, manche wollten sich bei uns verstecken. Vater sagte sehr deutlich: „ Ich lasse es nicht zu, dass im letzten Moment noch das Haus kaputt geschossen wird“. Mit einem Maschinengewehr haben Soldaten einen Amerikaner auf der Treppe von Martin Kramer erschossen. Die Deutschen Soldaten zogen dann weiter auf Remmers Wiese. Das wurde von einem Panzerfahrer gesehen, er verfolgte sie. Einer von ihnen hatte die schützende Bahnhecke nicht mehr erreicht, er wurde erschossen. Nach dem Ende der Kampfhandlungen in Olsberg mussten Waffen, Ferngläser, Fotoapparate und Schmuck im Gemeindebüro abgegeben werden, wir haben davon nichts wiedergesehen. Unseren alten Vorderlader wollten sie nicht haben, er sei „Antik“. Auch auf Mutters Ehering wurde verzichtet. Mein Onkel Karl benötigte unbedingt Medizin, um dies trotz Ausgangssperre zu bekommen, hat mein Vater einen Passierschein erbettelt, und hat beim „Ami-Lazarett“ Insulin erhalten.

kriegserinnerungen 4Bald wurde die Ausgangssperre aufgehoben und das Leben normalisierte sich. Die Olsberger Hütte lag noch sieben Monate still, aber bei Firma Hüttemann konnte das „Nötigste“ erarbeitet werden. Vaters Kriegskamerad (Hogrebe) aus Scharfenberg tauschte Weizen und Roggen gegen Erzeugnisse der Olsberger Hütte. Von da an war für uns die schwerste Zeit überstanden.

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