Ostern 1945 - In Olsberg und Bigge wütet der Krieg

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ostern 1945 1Nachdem im Herbst 1944 die ersten Bomben entlang der Bahnstrecke gefallen waren, näherte sich der Krieg dramatisch. In der Karwoche, am Gründonnerstag rollten die ersten Panzer in Brilon ein. Von dort kommend begannen sie mit der Bombardierung des Strunzertales. Am Ostermontag, kurz vor 20.00 Uhr schlugen die ersten Salven in der Nähe des Waisenhauses (heute Jugendhilfe) ein. Auch die Olsberger Hütte, die Kirche und Häuser am Markt und in der Ruhr- und Stehestraße erhielten Treffer.
ostern 1945 2Die ersten Zivilopfer waren zu beklagen, Caspar Stratmann, Ida Beule und Anna Koßberg. Die Kirche hatte fünf Treffer abbekommen, beschädigt wurde: Vereinshaus, Krankenhaus, Sanatorium, Kreisleitung der NSDAP und acht Privathäuser.
In Bigge forderte die Nacht einen Toten deutschen Soldaten, ein weiterer wurde schwer verletzt. Am Dienstag brannte das Kricksche Haus und das Haus von Hugo Fischer. Eine Granate hatte das Dach der Kirche durchschlagen und riss ein Loch in das Gewölbe.
In der Nacht zum 5. April wurden einige Häuser in Brand geschossen, der Küster und Organist Wilhelm Tielke wurde beim Kontrollgang zum Haus von einem Granatsplitter tödlich getroffen. Die Kirche erhielt noch einen Volltreffer,ostern 1945 3 die Granate durchschlug das Gewölbe, zerstörte die Orgel und explodierte in dem unteren Teil des Glockenturmes, dem ausgebauten Schutzraum. Sieben Menschen waren sofort tot: Maria Lehmkühler, Theresia Markmann, Grete Holtrichter und ihre Mutter Margarete Poßmann, Emma Kolassa mit ihrem Sohn Rudolf und Frau Sieland. Vier weitere Personen waren schwer verletzt, Wihelm Tielke sen., der Vater des genannten Küsters, starb zwei Tage nach der Amputation seines zerschmetterten Beines.
Durch den furchtbaren Luftdruck war in der Kirche ein wüstes Chaos, beschädigt waren: Fenster, Türen, Bänke und Beichtstühle. Die Orgelbühne war fortgerissen und die Orgel selbst völlig verwüstet. Der Hochaltar blieb jedoch unbeschädigt. Da das Militär den Glockenturm als Beobachtungsposten bezog, wurde an den folgenden Tagen die Kirche verstärkt unter Feuer genommen. Die Einschläge, drei in den Pfarrgarten, beschädigten die Gasthäuser: Koch, Röttger und Hellermann, die Apotheke und viele Wohnhäuser. ostern 1945 5
In den Feuerpausen brachten sich die Menschen in Sicherheit, etwa 1500 waren allein im Josefsheim. Am Freitag den 6.4. näherte sich der „Feind" mit Gewehr- und Maschinengewehrfeuer, Panzer auf Panzer rollte zum Kampfgebiet am Schloss Schellenstein. Die Wagenremise des Baron von Wendt und die Scheune der Bigger Mühle wurden völlig zerstört. Selbst die in der Schule und im Josefsheim eingerichteten Lazarette hatten Volltreffer. Dabei kam ein Soldat zu Tode, drei Personen wurden verletzt. Der Granatbeschuss und die Panzerbewegungen hatten die Straßen, Telefonmasten und Stromleitungen erheblich zerstört.

Der Weiße Sonntag musste im Pfarrhaus „gefeiert" werden, es war aber doch ein Tag der Trauer, voller Schmerz um die Toten, die Verletzten und die zerstörten Gebäude. Bigge war doch von einer Bombardierung aus der Luft verschont geblieben.
ostern 1945 4Auch am 6.4. gegen 17.00 Uhr wurden von amerikanischen Tieffliegern, etwa 200 m unterhalb der Borbergkapelle, schwere Bomben abgeworfen. Mit Unterstützung der Infanterie setzen die Panzer zum Angriff an, die Verteidiger zogen sich zurück. Olsberg wurde am Samstag endgültig besetzt. Die amerikanischen Soldaten durchsuchten die Häuser nach Waffen, Munition, Ferngläsern und Fotoapparaten, Kühe und Pferde wurden getötet. Das sinnlos Geschehene wird allein in Olsberg auf einen Sachschaden von ca. 150.000 – 160.000 DM geschätzt. Viel grausamer ist die genannte Zahl von 120 Soldaten, Volkssturmleuten und 15 jährigen Arbeitsdienstjungen, die bei den Kämpfen um Olsberg gefallen sind. Alle Gefallenen sind auf den Ehrenfriedhöfen beigesetzt, zum Teil sind sie in ihren Heimatorten zur letzten Ruhe gebettet worden.

Quellennachweis:
OLSBERG gestern und heute - Gemeinde Olsberg
Josef Roggenkamp DER LANDKREIS BRILON IM ZWEITEN WELTKRIEG - Verlag Walter Podszun

BILDER: alle Privat

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