Zur Person:
Viktor Gossmann, auf dem Bild mit Frau, 1922 in Olsberg geboren, wohnhaft im Seltkerpad Nr. 6.
Beruflich war er von 1937 bis 1986 als Industriekaufmann bei der Firma Oventrop, davon die letzten 28 Jahre als Verkaufsleiter/ Inland tätig.
Die Einberufung zur Kriegsmarine
Die Einberufung zur Kriegsmarine nach Wesermünde (heute Bremerhaven) bekam ich am 01.10.1941. Nach acht Wochen militärischem Drill war der Eignungstest „Morsen“ und „Schreiben“, laut dem Tester war ich der „geborene Funker“. Im Übergangslager Breda/Holland wurde ich in vier Wochen zum Raucher, dann wegen Tabakmangel 1946 wieder Nichtraucher. Gott sei Dank!
Anfang Januar 1942 drei Monate Funkausbildung in Aurich, Abschluss mit Auszeichnung. Im April Abkommandierung zur Hafenschutzflotille „Englische Kanalinseln“ Jersey, Guernsey und Alderney. Ich kam nach Guernsey zur Hauptfunkstelle. Aus Fischerboten waren Hafenschutzboote mit fünf Mann Besatzung (davon immer ein Funker) geworden. Mit einem kleinen Zollkreuzer bin ich oft zu den drei Hauptinseln und in „Französische Bereiche“ gefahren. Beförderung zum Gefreiten im Juli 1942 und zum Obergefreiten im Sommer 1943, mit gut zwei Wochen Heimaturlaub. Dann Abkommandierung zur (auch) Sträflingsinsel Alderney. Weit im Kanal gab es eine von englischer Spezialeinheit evakuierte, trostlose Inselgruppe „Casquetts“ mit drei bis vier Häusern und einem Leuchtturm, ich war zweimal dort. Ende 1943 ging es zur Funkmaatenschule nach Flensburg, dabei habe ich die Reise drei Tage in Olsberg unerlaubt unterbrochen. Als Brillenträger war ich für die U-Boote, welche inzwischen große Verluste hatten, ungeeignet. Gott sei Dank!
So kam ich für drei Monate zur Maatenschule nach Rantum/Sylt. Hier wurde ich, wieder mit Auszeichnung, Funkmaat. Danach Wunscherfüllung auf Bordkommando, ich kam zur 6.Sicherungsflotille nach Toulon/Marseille, für den Überwachungsbereich französische Küste. Unser Schiff war ein umgebauter Kohlendampfer, fuhr nur 12 Knoten, mit 80 Mann Besatzung. Wegen der immer mehr werdenden Flugzeuge, U-und Schnellboote konnten wir uns nur noch nachts sehen lassen. Wir fuhren Geleitschutz oder bekämpften feindliche U-Boote mit Wasserbomben, hatten aber keinen Erfolg. In Toulon erhielten wir an beiden Schiffsschrauben einen Bombentreffer. Mit nur noch einer Schraube (die zweite war kaputt) schipperten wir nach Marseille. Die heile Schraube wurde zum Nachgießen nach Deutschland verfrachtet, ist aber nie angekommen.
In den Häfen hatte immer nur die Hälfte der Besatzung Landgang. Mein letzter Landgang war mit zwei Maaten ein Kinobesuch. Ein Maat und ich überzogen die Zeit um 20 Minuten, Fred hatte (leicht benebelt) erst noch Kontakt mit einer der vielen „Bordsteinschwalben“, kam erst Mitternacht. Am nächsten Morgen Rapport; Theo bekam 3 Tage, Fred 4 Tage und ich 5 Tage Arrest. Mit meinen Funkern habe ich oft kumpelhaft Bier und Wein getrunken. Theo und Fred kamen frei zum Schiff zurück, ich erst Tage später, durch die Landung der Alliierten. Das Schiff war mit meinen wenigen Habseligkeiten im Hafen versenkt worden. Ich wurde dann beim Generalstab Funker, zur Absetzung des letzten Funkspruchs, an unsere Funkleitstelle in Genua eingesetzt. Trotz des Waffenstillstandes endete der Funkspruch des Generals: Wir kämpfen bis zur letzten Patrone, es lebe „Führer, Volk und Vaterland“! Dem Funker in Genua habe ich meine Heimatadresse durchgegeben, mit dem Ziel, meine Eltern zu informieren, dass ich am Tage der Gefangenschaft in Frankreich noch gelebt habe. Dies hat er auch gemacht, wie ich nach der Heimkehr erfuhr.
Erinnerungen an die Gefangenschaft vom 28.08.1944 – 28.03.1948 folgt in Teil 2