Der Betrieb
Die Betriebseröffnung der ersten Teilstrecke von Steinhelle bis Niedersfeld war am 01. 05.1902 und nur 25 Tage später ging es bis nach Küstelberg. Zum 01.05. 1903 war die gesamte Strecke bis Medebach fertig. Ein interessantes Teilstück hatte die Bahn zwischen Grönebach – Hildfeld und Wissinghausen.
Neben dem reizvollen Blick zum Kahlen Asten von Küstelberg aus vollzog die Kleinbahn hier ein faszinierendes Schauspiel. Die Lok mit ihren Anhängern schnaufte in einer hufeisenförmigen Kurve auf die Küstelberger Hochfläche und dann konnte sich der Zug ein kurzes Stück ohne Steigung weiter bewegen. Nun ging es in die doppelte Spitzkehre und zur Talfahrt nach Wissinghausen. Man kann diese Streckenführung schlecht beschreiben, ein Autor beschrieb es so:
„Die obere Spitzkehre ließ mit ihrem langen Ausziehgleis, das auch zur Holzverladung diente, Zugkreuzungen zu. Auf der unteren Spitzkehre war dies nicht möglich: das Ausziehgleis erlaubte nur eine Kreuzung zwischen einem kurzen Zug und dem Triebwagen. Die Gleisanlagen in der oberen und unteren Spitzkehre ließen ein umsetzen der Zuglok nicht zu: d.h., Züge aus Richtung Medebach wurde zwischen die beiden Kehren geschoben, in der entgegengesetzten Richtung rollten sie mit dem letzten Wagen voran bergab“.
Der wirtschaftliche Nutzen der Bahn war immer bescheiden. Die Kleinbahn brachte Kohlen und Düngemittel in die Region und transportierte im wesentlichen Erzeugnisse der Bauern, die spärlichen Produktionsgüter und Holz. Die Bewohner des Hochsauerlandes nutzten die Bahn, mit ihrer 36,4 km langen Strecke vordringlich für den Schüler – und Berufsverkehr. Für den Tourismus spielte die Bahn keine Rolle, sie verhinderte aber die Abwanderungsgelüste der Bewohner. 1902/03 waren es 53307 Fahrgäste und 11.751 to und 1906/07 85559 Fahrgäste und 35.00 to. Verschiedene Lokomotiven, liebevoll „Feuriger Elias“ genannt kamen zum Einsatz. In 1940 wurde ein Teil der Dampfrösser durch Triebwagen ersetzt und letztlich kamen ab 1952 die Omnibusse zum Einsatz.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es rd. 300.000 und nach der Währungsreform rd. 450.000 Fahrgäste. Bei der Bahn beschäftigt waren 78 Mitarbeiter.
Das Ende
Ab der Währungsreform 1948 gab es einen ständigen Rückgang der Fahrgäste, zudem gab es ab 1947 eine private Buslinie Steinhelle – Niedersfeld. Ab 1951 fuhren mehr Leute mit dem Bus als mit der Bahn. Diese Entwicklung machte auch in dieser Region keinen Halt, schon 1952 rollten fünf Busse über die Straßen und so kam am 23.Juni 1953 das endgültige „Aus“ der Kleinbahn.
Die Straße hatte über die Schiene gesiegt!
Eine Firma aus Salzgitter hatte für die Verwendung von Gleisanlagen und Betriebsmittel 475.000 Mark geboten. Mit der Demontage wurde sofort begonnen.
Quellennachweis: Text und Bilder
Artikel von Thomas Winterberg, am 26.04.2003 in der WP
Festschrift zum 75jährigem Jubiläum
Vorgeschichte der Kleinbahn, von Lehrer Grosche, Medebach
Archiv Wilfried Rosenkranz