Es war nicht immer „die gute alte Zeit“

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Bearbeitet von Wilfried Rosenkranz

 

gute_alte_zeit_3Unter dem Titel „Erinnerungen“ wurde im Oktober  1989 im Briloner Anzeiger Nachstehendes berichtet. Das Verhältnis Bigge-Olsberg vor (damals) etwa 50 Jahren. Es muss wohl vererbbar gewesen sein.

Unsere Eltern und frühere Generationen mussten bis zur Jahrhundertwende in die Schule und zur Kirche nach Bigge. Die Toten werden noch heute auf dem Friedhof, der auf Bigger Flur liegt, beerdigt.

gute_alte_zeit_1Woher die Differenzen zwischen Olsberg und Bigge entstanden sind, kann nicht genau gesagt werden. Sicherlich ist der Grund in der Schulzeit früherer Generationen zu suchen. Da Olsberg erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine eigene Schule erhielt, werden sicherlich die früheren Bigger Jungen und  Mädchen den Olsbergern gerne vorgehalten haben.

„Ihr habt ja noch nicht mal eine Schule und auch keine Kirche“ hat die Olsberger dazu veranlasst, auf Kritikpunkte in Bigge hinzuweisen. gute_alte_zeit_2Jedenfalls hat sich diese Disharmonie bis in die 20iger und 30iger Jahre fortgesetzt. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, so erinnere ich mich an die Zeiten im Winter, wenn unsere Familienangehörigen an Grippe erkrankt waren. Das war die Zeit, in der wir zur Apotheke mussten, da es in Olsberg keine Apotheke gab.

Bigge und Olsberg waren durch eine künstliche Grenze getrennt. Diese war die  Bahnlinie Bestwig-Winterberg. Sobald wir diese Grenze gute_alte_zeit_3bei der Firma Hüttemann überschritten hatten, lauerten die Bigger Jungen hinter den dicken Lindenbäumen bereits auf uns und die Streitereien begannen. Erst als das Fahrrad seinen Einzug hielt, konnte man sich durch die Schnelligkeit den Streitereien entziehen.

Die Hauptkampfzeiten waren jedoch die Wochen nach dem 1. Oktober, wenn das freie Viehhüten begann. Ein beliebter Hüteplatz war Stratmanns Wiese, auf der heute das Feuerwehrhaus steht und der Skihang an der Buchhorst wurde von den Bigger Hütejungen bevorzugt. Die Bahnlinie war die Hauptkampflinie.

Die Bigger Werkstätten, die seinerzeit bereits über eine große Technik  in der Herstellung von Gipsbeinen und – armen beherrschte, hatten an der Buchhorst einen Schuttabladeplatz, auf denen die misslungenen Gipskörperteile landeten. Für die Bigger Jungen waren dieses willkommene Wurfgeschosse und so flogen Gipsarme und – beine von drüben nach hüben. Nicht selten kamen wir abends mit blutigen Spuren heim. Noch in der Nachkriegszeit war die Disharmonie zu spüren. So wird z.B. noch folgende Begebenheit von Albert Bause in Bigge erzählt: Der Bürgermeister Fritz Lenze aus Olsberg sei eines Tages zur Schreinerei Friedrichs gekommen und gute_alte_zeit_4hätte eine Leiche mitgebracht, die er im Wasser bei der alten Weiche (Weide ?) gegenüber von der Bildhauerei Ernst Ditz gefunden habe. Der Mann wohnte in Olsberg, da er nach Meinung von Fritz Lenze auf Bigger Grund gestorben sei, wäre es somit eine Bigger Leiche. Nach der Beerdigung erhielt der Bürgermeister die Rechnung der Bestattungskosten von ca. 350,-DM. Kommentar Josef Friedrichs: „Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich die Leiche nachts auf die Olsberger Seite gebracht“. Auf  dem Friedhof sind jedoch niemals Olsberger – Bigger Streitgkeiten ausgetragen worden.

 

Anmerkung:

Disharmonien sollten dem Harmonischen weichen,

Bigger und Olsberger, das müsst auch ihr erreichen !

 

Bilder: Archiv W.Rosenkranz

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