Die Glocken von St. Nikolaus in Olsberg

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Grundriss der Kirche auf dem BorbergTeil 1  Die Kapellen und Kirchen

Das Kirchlein auf dem  Borberg, zum früheren Kloster gehörend, kann sicherlich als „Mutterkirche“ von Olsberg angesehen werden. Das dieses Kirchlein schon ein Geläut hatte, wird durch die noch heute gebräuchliche Wegebezeichnung „Glockenpad“ (der Weg der zu den Glocken führt) untermauert.

Nicht nachweisen lässt sich, ob die Erbauung schon in der Zeit von Karl dem Großen (747-814) erfolgte. Diese Mutterkirche wurde später schlicht Kapelle genannt, sie ist dann allmählich verfallen. Der Sage nach soll eine der Glocken die Pfarrkirche in Bigge bekommen haben. Sie hatte eine ganz eigentümliche Form und war ohne Inschrift.

Wir gehen davon aus, dass die nächsten Kapellen alle auf des Dorfes Grund gestanden haben (auf dem Kirchhügel der heutigen Pfarrkirche).

1270 wird im Kirchlagerbuch erstmals ein Kapellengeld erwähnt.

1608 im Inventarverzeichnis des Großen Zehnten steht schon „Nikolaus“ als Kirchenpatron.

1612 in einem Visitationsprotokoll wird die Kapelle in Olsberg genannt.

1618-1648 in der Zeit des 30jährigen Krieges schreibt Henrikus Kropf in seinem "Dorf – und Baurbuch“ von der Entweihung der Kapelle durch Kriegshorden.

1651 schreibt Henrikus Kropf als Capellen Provisor vom Capellen Gudt.

1747 wird eine neue Kapelle gebaut.

1758 Feuersbrunst in Olsberg, auch die Kapelle brennt, kann gelöscht werden.

1844 Kauf eines neuen Glockenseiles.Glocken am Bahnhof

1879 wird von einem offenen Glockentürmchen berichtet.

1901 am 26. März erfolgte der totale Abbruch der letzten Kapelle.

Was mit den Glocken der Kapellen geschah ist leider nicht bekannt.

 

Teil 2  Die Glocken

GlockengießereiFür den Neubau der Kirche wurden von der Firma Humpert in Brilon aus zwei bereitgestellten französischen Kanonenrohren drei Glocken hergestellt. Dieses Geläut erklang am 20.Nov.1903 zum ersten Male, gekostet hatte es 6000,- Mark.

Die Glocke mit dem E Ton (1114 kg) hatte die Inschrift: Kommet ihr Gläubigen, fröhlich triumphierend…. war dem hl. Johannes und der hl. Ida geweiht, den Namenspatronen der Stifter Geheimrat Dr. Federrath und Frau.

Die G Glocke (647 kg) hatte die Inschrift: Vom Anfang der Sonne bis….!

Ich tröste die Lebenden, ich beweine die Toten, ich schütze das Dorf, ich vertreibe die Schäden, sie war dem hl. Nikolaus und der hl. Agatha geweiht.

Die A Glocke –Marienglocke- (485 kg) hatte die Inschrift: Und das Wort ist Fleisch geworden…..Die kleinste Glocke – dem hl. Petrus geweiht- hat die Inschrift: Du bist Petrus….. A.D. MDCCCCIV  = 1904

Am 27.Juni 1917 riefen die Glocken der Gemeinde einen Abschiedsgruß zu. Bis auf die kleinste sollten sie dem Kriegsmoloch geopfert werden, der Erlös  betrug 7744,- Mark. Bis zum Jahre 1927 ertönte zu Freud und Leid, Unglück und Not nur die Petrusglocke. Die Firma Junker und Edelbrock in Brilon vervollständigten das Geläut wieder mit folgenden Glocken: Die E Glocke, der hl. Agatha geweiht, die G Glocke, dem hl. Nikolaus geweiht und die A Glocke der Gottesmutter Maria geweiht. Aber auch diese Glocken mussten für Kriegsmaterial geopfert werden. Wieder durfte nur die kleine Petrusglocke im Turm bleiben. Da angeblich durch die Schwingungen der Glockentöne die R3 Glockenadarstationen der Wehrmacht gestört wurden, durfte die Glocke nur zu bestimmten Tageszeiten läuten. Noch lange Zeit warteten die 3 Glocken auf dem Bigger Bahnhofsgelände auf ihren Abtransport. So sollte aus geweihten Glocken mörderisches Kriegswerkzeug werden.

Der Bochumer Verein lieferte im Jahre 1947 fünf neue Stahlglocken.

Die große H Glocke (2830 kg) ist der hl. Agatha geweiht, die D Glocke (1670 kg) ist dem Kirchenpatron Nikolaus geweiht, die E Glocke (1210 kg) ist der hl. Maria geweiht, die Fis Glocke (880 kg) ist dem hl. Josef und die A Glocke (625 kg) dem hl. Michael geweiht.

Bei der Kirchenrenovierung 1965/66 wird der Turm untersucht, Ergebnis: Die große Glocke muss vorläufig still gelegt werden und die Totenglocke darf nur noch allein, nicht mit kleineren Glocken geläutet werden. Der Turm wurde deshalb neu ausgefugt.

glocken_6Im Jahre 1982 wurde im Rahmen der letzten Kirchenrenovierung ein Gutachten über das Geläut eingeholt. Das Urteil: Die Stahlglocken sind das Schlechteste, was  Glockengießer je produziert haben! Der Klang der Glocken einzeln oder zu zweien klingt schrill, die Glocken hören sich viel kleiner an als sie sind, weil alle einen Ton höher klingen. Das Geläut ist musikalisch wertlos!

Die Glocken mit einem Gesamtgewicht von 7350 kg sind für den Turm zu groß und die Anordnung ungünstig. Der Raum ist nach oben nur teilweise verbrettert, der Fußboden ist reparaturbedürftig und die Schalläden leiten den Schall Glocken im Turmvorwiegend schräg nach unten, aber kaum in die Ferne. Die Aussagen zur Klangqualität gelten nicht für die wertvolle Petrusglocke von 1904. Diese kommt durch die tiefe Aufhängung, mit einem zu schweren Klöppel, aber nicht richtig zur Wirkung. In 1982 bekam der Kirchturm ein Stahlkorsett, in die Hohlräume wurden 80 Tonnen Beton eingespritzt, die Ausfugung wurde erneuert und die Turmspitze neu beschiefert. Im Februar 1983 ertönte dann das komplette (alte) Geläut, aber nur um die Schwingungen aufzuzeichnen. Ergebnis: Die Glocken dürfen wieder läuten! 

 

 

 

Quellenachweis:

OLSBERG gestern und heute,  J. Roggenkamp

100 Jahre Pfarrkirche, Pfarrgemeinderat (Text und Bild)

Gutachten, Theo Halekotte

 

Bilder:

OLSBERG Ein Dorfporträt in historischen Fotos

Grundmauern der Borberg Kirche, von Hans Martin Köster

Glockengießerei in Brilon, von Klemens Kordt

Glocken im Kirchturm, von Wilfried Rosenkranz

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