Die Kropff-Federathsche Stiftung in Olsberg
Die hochherzige Stifterin des Waisenhauses hatte ihr Wohnhaus, das Logierhaus, den Park und den Nutzgarten zum Bau eines Waisenhauses vermacht. Durch die „Preußische Staatsregierung“ wurde der Stiftung am 20.02.1920 die Genehmigung zum Bau des Waisenhauses erteilt.
Aufgrund der Erinnerungen an den „Steckrübenwinter“ 1916/17 (es kam nichts Gescheites mehr auf den Tisch) und der Massenarbeitslosigkeit legte die Gemeinde im Jahre 1921 Protest ein, denn man befürchtete weitere Engpässe. Der Einspruch wird abgelehnt. Im Jahre 1923 wurde mit einer Unterschriftensammlung nochmals protestiert. Die Villa wird aber abgerissen, (da die Räume den neuen Bestimmungen nicht entsprachen), und ein Neubau, im sauerländischen Baustil, der auch den wirtschaftlichen und pädagogischen Anforderungen entsprach, wurde errichtet. Zunächst wird der Betrieb nur notdürftig aufgenommen, aber am 18.08.1929 wird das „Waisenhaus“ durch den Erzbischof Caspar Klein eingeweiht. Die Bevölkerung von Olsberg nahm regen Anteil daran. Im Park war für die Kinder und Gäste ein Kaffeetisch gedeckt.
Die Festansprache hielt der Direktor der Josefs-Gesellschaft Schlüter, über die Stifterin sagte er: Sie, eine schwache Frau, die mit wahrhaft männlichem Mut und zähester Arbeitsamkeit das ihr übergebene Vermögen erhalten und vermehrt, um es einer edlen Sache dienstbar zu machen. Ein herzliches Dankeswort sagte Schlüter auch dem Testamentsvollstrecker Hövener, denn er war es, der die 11 Jahre hindurch (nach dem Tode der Erblasserin) sich in uneigennütziger Weise für die Errichtung der Stiftung eingesetzt hatte. Unterstützung fand er durch den Hüttendirektor Hermann Everken, den Kapitän Ferdinand Brüning und Dechant Quinke. Gedankt wurde auch dem Kölner Architekten Betten und der Baufirma Kneer aus Bigge.
Ein besonderer Dank ging an Sanitätsrat Dr. Grüne, der die Kinder für „Gotteslohn“ ärztlich betreut hat und an die Damen und Herren, die die Pfleglinge in den Schuljahren erzogen, unterrichtet und dem Berufsleben zugeführt haben. Die Rede endete: Mögest du Kind bei deinem Eintritt hier ein beglückendes Heim finden, bei deinem Abschied aber von hier magst du froh in die Zukunft blicken, weil du hier zu einem charakterfesten, tüchtigen Menschen heran gebildet wurdest.
Es würde den Rahmen sprengen, wenn alle weiteren Ereignisse beschrieben würden, aber doch einiges in Stichworten:
Nach 1933 durch steuerliche Maßnamen „Existenzbedrohung“, der Einfluss der Kirche ist stark eingeschränkt
1939 – 1945 das Haus dient als Lazarett
1971 die Vinzentinerinnen verlassen das Haus, Leitung Verwaltung und Erziehung übernehmen weltliche Fachleute
1975 es werden fünf neue Gruppenhäuser gebaut
1979 bedingt durch ein neues Stiftungsgesetz wird die Aufsicht dem Generalvikar des Erzbistums Paderborn unterstellt
1992/93 es gibt die ersten „Außenwohngruppen“
1996 dito, auch außerhalb Olsbergs
2007 das erste Haus für „Betreutes Wohnen“ wird errichtet
2009 neben den vorhandenen Stallungen wird eine Reithalle gebaut, Einweihung beim Sommerfest zum 80jährigen Jubiläum
Es wurde aus dem „Waisenhaus“ das „Kinderheim“ die „Jugendhilfe“, sie trägt den Arbeitstitel: Miteinander – Füreinander – Zukunft gestalten
Quellennachweis:
-Unterlagen in Text und Bild von der Kropff-Federath Stiftung
-dito aus dem Privatarchiv von Wilfried Rosenkranz
-Bild von Ida Kropff- Federath und Caspar Kropff aus dem Buch: Geschichte und Tradition (100 Jahre Spar- u. Darlehnskasse)
-Bild von Dr. Hans-Karl Federath aus dem Buch: Landräte und Oberkreisdirektoren im Hochsauerland von 1817-1988, beschafft v. W. Menke
-Bild der Olsberger-Hütte um 1900 aus dem Buch: Olsberg, v. P. Kruse
80 Jahre Waisenhaus - Kinderheim - Jugendhilfe - Kropff-Federath´sche Stiftung Teil 4
- Wilfried Rosenkranz