Die Stifterin und Ihre Familie
Die Stifterin Ida Kropff-Ferderath war eine geborene Brüning aus Brakel. Sie wurde am 10.06.1839 als Tochter von Justizkommissar Carl Joseph Brüning und Gertrud Ludowici geboren und am 13.06.1839 auf die Namen Anna Margaretha Ida Auguste getauft.
Am 22.09.1863 heiratete sie den Fabrikbesitzer Caspar Engelbert Friedrich Kropff aus Olsberg. Er war der Sohn von Friedrich Kropff und Christina, geb. Welschof, Wohnort Schellenstein. Einziges Kind aus dieser Ehe war ein am 14.08.1871 zu früh geborenes Knäblein, welches nach der Nottaufe gestorben ist und am 17.Aug. auf dem Kirchhof in Bigge begraben wurde. Ida hat vermutlich bei der Hochzeit ihrer Schwester Antonie mit dem Amtmann Anton Unkraut aus Brilon den Gewerken und Besitzer der Olsberger Hütte Caspar Kropff kennen gelernt. Caspar bot seiner Frau durch seine Stellung als Hüttenbesitzer und Geschäftsmann den Rahmen für ein neues gesellschaftliches Leben. Sie verstand es, klug und geltungsbewusst ihre Person in den Mittepunkt zu stellen. Intelligent nahm sie regen Anteil am Werk ihres Mannes und identifizierte sich mit der Olsberger Hütte und „ihrer Arbeiterschaft“. Der Eisengewerke Caspar Kropff verstarb am 14.02.1888 in Berlin, im Alter von 52 Jahren. Mit Energie hat sie sich in die Verwaltung der Olsberger- und Altenbekener Hütte eingeschaltet. Ihr Haus stand für viele Gäste offen, aber erst nach ihrer Heirat mit Landrat Dr. jur. Hans Karl Ferderath kehrte die „Große Welt“ in Olsberg ein. Ida heiratete in zweiter Ehe den am 27.10.1848 in Culm geborenen Hans –Karl Federath. Im vierten Lebensjahr verlor er bei einer Cholera Epidemie beide Eltern. Im Sommer 1870 machte er sein erstes juristisches Staatsexamen, übernahm Militärische- und Verwaltungsaufgaben. Auch Parteipolitisch war er Aktiv. Als in Brilon 1879 die Landratsstelle frei geworden war, bewarb sich Federath. Etwa 3 Jahre nach dem Tode von Caspar Kropff wurde berichtet, dass Federath der Witwe Ida einen förmlichen Heiratsantrag gestellt habe. Obwohl keine Geburts- und Heiratsurkunden vorliegen gilt es als sicher, dass er am 27.10.1848 geboren wurde und dass er am 03.06.1891 in der St. Hedwig Kirche in Berlin die Ehe geschlossen hat. Dieses gibt dem Gemunkel Nahrung, er sei ein unehelicher Sohn von Otto von Bismarck. Er promovierte 1883 zum Dr. jur., war preußischer Landrat. Im Jahre 1900 ließ sich Ferderath wegen fortdauernder Erkrankung (Gicht) pensionieren und wurde „Ehrenbürger von Brilon“. Er bat den Regierungspräsidenten darum, ihm das Weitertragen der landrätlichen Dienstuniform zu erlauben. Es wurde ihm gestattet, denn er war ein hochgeschätzter Mann. Ida und Hans Karl bewohnten eine Villa mit einem großzügig angelegtem Park. Das noch vorhandene Fachwerk-Logierhaus nannte der langjährige Freund, der Schriftsteller Julius Stinde „das bessere Jenseits“. Neben ihrem mondänen Leben hat die Familie Kropff-Ferderath immer der Kirche große finanzielle Unterstützung gewährt. Die Ablösung von der Mutterkirche in Bigge, den Ankauf von Kaspers Haus für den Kirchenneubau, die Glocken sowie die obere Kirchenbank mit abschließbarem Buchkasten wurden gespendet. Auch einige Kreuze und Bildstöcke ließ Ida errichten, hier sei besonders der Bildstock des Hl. Antonius am Tannenköpfchen genannt.
Die eigenwilligen Schützenkappen hat mit ziemlicher Sicherheit auch die „Gnädigste“, wie sie in Olsberg genannt wurde, den Olsbergern geschenkt. Im Hause Kropff-Federath verkehrten Minister, die adelige Gesellschaft und die Burschenschaften mit ihren Studentenmützen. Diese Mützen haben Ida vermutlich so gut gefallen, dass sie im Jahre 1895 diese den 188 Mitgliedern der Olsberger Schützengesellschaft schenkte. Dr. Federath hatte keine Ansprüche an Idas Vermögen gestellt, so dass Ida nach dem Tode ihres zweiten Mannes alleinige Besitzerin der beiden Eisenhütten, zahlreichen Grundstücken und Anteilen der Waldinteressenten war. Laut Sterbeurkunde ist Dr. jur. Hans Karl Federath am 11.04.1914 in Prien am Chiemsee gestorben und in Olsberg bestattet.
Ida starb am 01.08.1918, vermutlich an Leberkrebs oder Gallensteinen. In ihrem Sarg war über dem Gesicht eine Glasscheibe eingelassen. Schulkinder sagten erstaunt. „O, wie hässlich sieht die Kröppsche aus!“ (ohne Maske).
Es gab u.a. folgende Aussprüche: Wir sehen eine ganze Zeitepoche zerfallen und verschwinden – Es geht eine ganze Ära mit Ida zu Grabe usw.
Bei der pompösen Beerdigung hielt der Dechant von Brilon die Trauerrede.
Von vier schwarz behangenen Pferden wurde der Leichenwagen gezogen. Sie wurde in der Erbgruft auf dem Friedhof in Bigge neben ihren beiden Gatten beigesetzt.
Da dieses Thema so umfangreich ist, haben wir 4 Teile daraus gemacht. Diese werden nacheinander hier online gestellt.
80 Jahre Waisenhaus - Kinderheim - Jugendhilfe - Kropff-Federath´sche Stiftung Teil 1
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- Wilfried Rosenkranz