Das Gipfelkreuz vom hohen Olsberg

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kreuzolsberg01.jpgAm 17. April 1955 wurde das erste Kreuz auf dem Berg erneuert.

Dieses Datum war für mich Anlass genug, die „Geschichte“ des Kreuzes näher zu betrachten.

Im ersten Teil werden die Ereignisse aus dem Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg bis einschließlich 1980 – und im zweiten Teil von 1980 bis heute beschrieben. Die Berichte basieren auf Pressemitteilungen in der Westfalenpost und den Angaben in der Festzeitschrift „50 Jahre Kolpingsfamilie Olsberg“.

 

 

Errichtung des ersten Kreuzes

Nach dem zweiten Weltkrieg glich Deutschland in vieler Hinsicht einem Trümmerhaufen. In den Gefangenenlagern der Alliierten und der roten Armee befanden sich noch Hunderttausende deutsche Soldaten.

Viele von ihnen wurden in den Sommermonaten des Jahres 1945 entlassen. Sie waren froh, wieder zu Hause zu sein. Sie waren aber auch dankbar, nun wieder ihre Meinung und ihren christlichen Glauben offen bekunden zu können. Mehrere dieser jungen Männer errichteten im Herbst 1945 das erste Kreuz auf dem Gipfel des Olsbergs.

Es sollte ein Symbol der Dankbarkeit für eine glückliche Heimkehr, Wahrzeichen, Mahnung und Bekenntnis des christlichen Glaubens sein.

 

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Das - unter den damaligen Verhältnissen und dem Mangel an technischen Hilfsmitteln - Aufstellen des Kreuzes war eine beschwerliche Arbeit. Aus den Masten, die vorher für die Stromversorgung zur militärischen Station gedient hatten, wurden die Holzstämme zurechtgeschnitten. Ein noch in den Bergen umherirrender Feldwebel wurde gebeten, beim Aufrichten zu helfen, da dieses mit den anwesenden Leuten nicht zu schaffen war. Eine einfache Urkunde wurde geschrieben, in einer Gasmaskendose verschlossen und unter einem Felsen vergraben. Leider ist diese nie wieder aufgetaucht.

 

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In den folgenden Jahren haben sich immer wieder Männer der Kolpingsfamilie, in Zusammenarbeit mit den übrigen Vereinen, für Renovierungen und Erneuerungen des Kreuzes eingesetzt.

 

17. April 1955 Da Sturm und Regen das Kreuz stark in Mitleidenschaft gezogen hatten, wurde durch Olsberger Kolpingsöhne am Weißensonntag ein neues Kreuz aufgestellt. Als Hilfe diente die Seilwinde an Stratmanns Trecker. kreuzolsberg8.jpg

 

27. Okt. 1977 Die Olsberger Vereine trafen sich, um sich mit der Erneuerung des Kreuzes zu befassen. Für die Finanzierung war bereits ein Sonderkonto „Kreuz auf dem Olsberg“ eingerichtet worden. Voraussichtlich am Tag „Christi Himmelfahrt“ soll dann im nächsten Jahr das Kreuz erneuert werden.

 

04. Mai 1978 Viel Lob gab es für die Gemeinschaftsleistung an dem nun dritten Kreuz . Ein besonderer Dank galt Wigbert Körner und Erich Rüther, sowie den VEW, die die wuchtigen Masten gestiftet und aufgestellt hatten. Zum ersten Mal wurde auf dem Gipfel des Olsbergs eine hl. Messe gefeiert. Geistlicher Rat „Ernst“ zeigte sich tief beeindruckt, denn für ihn war diese Feier die Krönung seines fast 22-jährigen Wirkens in Olsberg. Das Kreuz, so der Geistliche Rat, dürfe aber nicht nur Gipfelschmuck sein. Es müsse den Menschen durch das Leben begleiten.

Pfarrer Bandorski von der evangelischen Kirchengemeinde bedauerte, dass sich die Menschen heute wenig Zeit nähmen „auf das Kreuz zu schauen“. Dabei sei es doch „ein Finger, der nach oben zeigt, dorthin, wo unsere Reise endet, von wo aber auch die Hilfe kommt“. In seinem Grußwort sagte der stellvertretende Bürgermeister Wolf u. a. „Wer noch einen Blick für unsere Berge hat, kann an dem Kreuz auf dem Olsberg nicht vorbeisehen“. In einer Zeit, wo die demokratische Grundordnung bekämpft wird, wo Menschenrechte verletzt werden und der Terrorismus um sich schlägt, da habe das Kreuz erst recht seine Daseinsberechtigung. Der letzte Satz der Urkunde lautet: kreuzolsberg4.jpg

„Dieses Kreuz, das errichtet wurde aus überzeugtem Glauben und Frömmigkeit der Bewohner, soll weithin ins Land hinaus unseren Glauben und unsere Treue zu Christus dem König bekunden und unseren kommenden Geschlechtern und Generationen bezeugen sowie allen die Berg hinaufschauen zurufen:

CHRISTUS VINCIT -Christus Sieger

CHRISTUS REGNAT -Christus König

CHRISTUS IMPERAT -Christus Herrscher in Ewigkeit

 

 

Neujahr 1980 Das 12 Meter hohe Gipfelkreuz wurde in dieser Nacht vermutlich mit Feuerwerkskörpern angebrannt und auf 3 Meter Höhe fast vollkommen verkohlt.

September 1980 Die senkrechten Masten des Kreuzes wurden durch die VEW wieder aufgearbeitet.

 

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02. Okt. 1980 Etwa 100 Menschen trotzten dem starken Wind und nahmen an der Weihe des erneuerten Kreuzes teil. Pfarrer Hoffmann sprach die Weihegebete, segnete das Kreuz und sagte: „Mögen alle die hierher kommen, im Schutz des Erlösers geborgen sein“. Bürgermeister Niggemann nannte die Zerstörung des Kreuzes in der Neujahrsnacht „für uns alle schockierend“.

MdB Tillmann, er war neben Alfons Liesen und Direktor Riemer (VEW) „Anlaufstelle“ bei der VEW, unterstrich, dass das Kreuz „Gott sei Dank im Sauerland noch ein Symbol ist“.

 

 

 

 

 

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Das Gipfelkreuz und der Nikolaus-Bildstock auf dem hohen Olsberg

 

14. Sept. 1988 Gedenk-Gottesdienst auf dem hohen Olsberg.

Neben der Feier der 10jährigen Kreuzerneuerung wurde der neue Bildstock mit der Statue des hl. Nikolaus geweiht. Mitglieder der Schützenbruderschaft hatten den Bildstock in die Felsen eingearbeitet. Die Statue war von Wilhelm Ditz aus einem Eichenbalken geschnitzt worden.

 

 

Der Gottesdienst (18.30 Uhr) wurde vom Musikverein „Eintracht“ und vom MGV-Sauerlandia mitgestaltet. Danach hatte der Schützenverein zu einem kleinen Umtrunk in die Hasley-Hütte eingeladen.

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Juli 1993 Kreuz geschändet und Figur geköpft - so die Schlagzeile in der WP.

Tiefe Bestürzung in Olsberg, denn eine unverzeihliche Freveltat hatten Unbekannte verübt. Das Kreuz war mit brachialer Gewalt aus der Verankerung gelöst und über die Felsen in die Tiefe gestürzt worden.

Zusätzlich haben die Vandalen den Bildstock aufgebrochen, die Scheibe eingeschlagen und der Nikolausstatue den Kopf abgesägt.

Noch nie wurde in Olsberg so oft vom Gipfelkreuz gesprochen wie in dieser Zeit, denn noch immer werden die „Kreuzschänder“ gesucht. Trotz der ausgesetzten Belohnung von 12.000,00 DM sind die Täter bis heute noch nicht ermittelt worden und zur Rechenschaft gezogen worden.

 

14. Sept. 1993 Am Fest der Kreuzerhöhung wurde mit Hilfe der VEW-Technik das Kreuz wieder aufgerichtet.

 

12. Dez. 1993 Der von der Nikolausstatue abgesägte Kopf war wieder gefunden und so konnte von Wilhelm Ditz eine kpl. Aufarbeitung durchgeführt werden. Die Statue wurde am Patronatsfest im Hochamt gesegnet. Einige Mitglieder der Schützenbruderschaft brachten dann „den Schutzheiligen von Olsberg“ wieder auf den Gipfel des 704 Meter hohen Olsberg.

Seit 1962 ist es Brauch, das Gipfelkreuz zu beleuchten. Von Karfreitag bis Ostersonntag leuchtet das Kreuz weit sichtbar ins Ruhrtal hinaus. Anfänglich diente eine LKW –Batterie zur Stromversorgung, dann wurde mit einem selbstgebautem Stromaggregat (Benzingetriebener Motor und LKW-Lichtmaschine) und jetzt mit einem 220 Volt-Stromaggregat für den nötigen Strom gesorgt. Hierzu muss man bedenken, dass ja alle Utensilien auf dem letzten Stück des Weges zum Gipfel getragen werden müssen. Dieses kann, vor allem bei Schnee und Eis, äußerst beschwerlich sein.

Nach der Installation gehen die „Aktiven“ zum gemütlichen Teil über. Dazu gehört ein Lagerfeuer und das obligatorische Eierbraten. Auch gegen ein Schnäpschen und ein paar Flaschen Bier gegen die Kälte ist dann nach getaner Arbeit sicher nichts einzuwenden. Ein Dank an die Kolpingsöhne, die mit viel Idealismus, zur Freude der Olsberger und der Gäste, das Kreuz über die Feiertage zum Leuchten bringen.

 

Die Chronologie soll hier erst einmal enden, noch in Gedanken bei den jungen Olsberger Männern, die sich 1945 mit der Errichtung des Kreuzes beim Herrgott für ihre glückliche Heimkehr aus der Gefangenschaft bedankten.

Unvergessen sind auch die vielen Aktivitäten der Männer aus den Vereinen, welche unerschüttert immer wieder zur Stelle waren, wenn Reparaturen oder Erneuerungen erforderlich waren.

Ein besonderer Dank gilt den VEW mit ihren Führungsleuten und den Montageteams. Durch die „Wohlwollende Unterstützung“ durch einige Persönlichkeiten aus der Politik konnte alles gemeistert werden. Auch den Grundstückseigentümern, den „Olsberg und Gierskopper Waldinteressenten“ ein herzliches „Vergelts Gott“ für die Bereitstellung des erforderlichen Areals.

Nicht vergessen dürfen wir die verschiedenen Schändungen an den Kreuzen und am Bildstock durch Vandalen, welche bisher immer noch unerkannt sind. Auch in Zukunft sollten die Wanderer zum Gipfel darauf achten, dass die Natur und die Einrichtungen nicht beschädigt werden.

Beim Kyrill-Orkan sind übrigens Kreuz, Bildstock, Schutzhütte, Ruhebänke und der Sendemast heil geblieben. Total Verwüstet dagegen ist das gesamte Plateau. Bedingt durch die schwierigen und aufwendigen Aufarbeitungen des Sturmholzes, war der Weg zum Gipfel sehr lange gesperrt.

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Wie schon im Artikel über den Kyrill-Orkan berichtet, ist das Aussehen des Gipfels verbessert worden. Möge das Kreuz und der Hl. Nikolaus vom Gipfel des hohen Olsberg den Segen für die Stadt und seine Bewohner spenden. (Urkunde im Bildstock) Wer den „Weg zum Kreuz auf den Berg“ geht, geht anders gesagt den „Kreuzweg zum Gipfel“.

 

Vielleicht sollten wir mal „Innehalten“ um neue Kraft für unsere weiteren Wege zu schöpfen.

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