Pastor Lipinski stellte sich Fragen der Olsberger Gemeinde

Nach 220 Tagen im Amt hieß es für Olsbergs Pastor Norbert Lipinski in der vergangenen Woche „Ich stelle mich!“ Rund 25 interessierte Gäste waren der Einladung der Kolpingsfamilie Olsberg gefolgt und erlebten einen für alle Fragen offenen Präses. Moderator des Abends Heiner Brambring resümierte nach knapp zwei Stunden, man habe einen sehr menschlichen Pastor kennen gelernt.

Geboren in Beuthen/Oberschlesien wuchs der heute 41-Jährige in Oberhausen auf und war fünf Jahre Internatsschüler im Aloysianum in Werl, baute sein Abitur am dortigen städtischen Gymnasium und studierte schließlich Theologie in Paderborn, wobei er ein Semester in Innsbruck absolvierte. Ins Sauerland verschlug ihn 1993 seine Diakonatszeit in Arnsberg, bevor er seine erste Vikarstelle in Wickede antrat, drei Jahre im Kreis Lippe verbrachte und schließlich 2001 nach Marsberg kam.

 

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„Sie können außer Pfarrer alles zu mir sagen“, antwortete Norbert Lipinski auf die Frage, welchen Titel er denn nun genau führe. Als Pastor ist er der „Hirte“ dreier Gemeinden im Pastoralverbund, dessen Pfarrer Klaus Goebel ist. „Ich lege keinen allzu hohen Wert auf Titel“, erklärte Lipinski, „wobei mir aber jeder einzelne Titel, wie etwa der Präses der Kolpingsfamilie zu sein, durchaus wertvoll ist.“ Die Zukunft der Gemeinden allgemein und das Gemeindeleben in Olsberg speziell waren Inhalt vieler Fragen der Anwesenden. „Wir waren immer verwöhnt und müssen erst lernen mit weniger Priestern umzugehen“, formulierte es Heiner Brambring.

 

„Ich möchte mit Ihnen, liebe Gemeinde, nach vorne gehen“, so Lipinksi, der sich der schwierigen, auch undurchsichtigen und ratlosen Situation durchaus bewusst war, in der er die Olsberger Gemeinde im Dezember 2006 vorfand. Anlehnend an ein Zitat Augustinus’ sagte er: „Sie dürfen mich als Pastor fordern, aber ich möchte auch, dass Sie mit mir als Christ leben. Ich möchte mit Ihnen zusammen feiern und auch leiden.“ Er sei nicht der Mensch, der über seine Situation jammere, sondern sehe stets nach vorn und fordere das auch von seiner Gemeinde: „Wir müssen als Gemeinde beweglich sein und ein Klima schaffen, in dem sich junge Leute wohl fühlen, wenn sie z.B. den Wunsch hegen Priester zu werden.“

 

Jugend- und Kinderförderung liegt ihm auch in seiner täglichen Arbeit sehr am Herzen. „Hingehen, zuhören, miterleben und das Gefühl vermitteln, dass man die jungen Menschen ernst nimmt“, bringt er sein „Rezept“ dabei auf den Punkt. Zu spüren war unter den Gästen auch die Befürchtung, dass ein Pastor mit drei Gemeinden nicht allen gleich gerecht werden kann. Dafür bringt Norbert Lipinski bereits die Erfahrung aus dem Pastoralverbund Marsberg-Mitte mit. „Ich möchte für alle Gemeinden, unabhängig von ihrer Größe, gleich da sein. Und ich weiß auch, dass das nicht immer funktionieren wird.“ Daher hat er bereits sein Arbeits- und Zeitpensum versucht zu rationalisieren. So ist er im Pfarrgemeinderat noch Mitglied, aber nicht mehr im Vorstand. Das Präses-Amt bei den Schützenvereinen nimmt er ebenfalls gerne wahr, kann aber nicht bei jeder Sitzung dabei sein. Für die Hilfe, die er beispielsweise durch Gremien erhält, ist er sehr dankbar. So findet er noch Zeit für Spiritualität und vermeidet die Gefahr, vom Seelsorger zum Manager zu werden. Seine Vision von Kirche sei, „dass wir alle ganz bewusste Christen werden – oder irgendwann gar nichts mehr sind.“ So werde in Zukunft nicht mehr jeder Ort eine eigene Messe haben. „Aber, wenn es uns wirklich wichtig ist, kommen wir zur Messe - egal wohin.“

 

Er wolle mithelfen ein Klima zu schaffen, in dem Menschen bereit seien, für Kirche auch etwas auf sich zu nehmen. „Leute begeistern und befähigen und ihnen einiges zutrauen!“ Das möchte er auch in Olsberg schaffen, das er für einen Garten hält, der anfange zu sprießen – und zu einer blühenden Gemeinde werde – nicht zuletzt durch Vereine und Verbände. Dass er bereits selbst ein lebendiger Teil des Ortsgeschehens geworden ist, zeigt seine Mitgliedschaft im Schalke-Fanclub „Schalker Buiterlinge“, in dem er seinem größten Hobby frönt. Und auch äußerlich hat er mit blau und weiß vor dem Pfarrhaus seit Bundesligabeginn schon ein Zeichen gesetzt. Da kam das Dankeschön der Kolpingsfamilie am Ende des Abends gerade recht: eine Karte zu einem Heimspiel der Knappen. Dass er weiß, wann eine Predigt und wann ein präzises Wort zur rechten Stelle sind, zeigte Lipinskis Antwort auf die abschließende Frage: „Als Sie das Amt in Olsberg übernommen haben – waren Sie da auf den Sprung ins kalte Wasser vorbereitet?“ Mit einem Schmunzeln: „Ich kann schwimmen!“

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