Reporter auf der anderen Seite

Bigge. Es ist Donnerstagmorgen, genauer gesagt 10.45 Uhr, und die Pausenglocke hat gerade zum Ende der Stunde geläutet. Erwartungsvoll und hoch motiviert springen die Mädchen und Jungen aus den Abschlussklassen der St. Martinus Grundschule Bigge von ihren Stühlen, gehen mit ihren Klassenlehrerinnen in die Aula. Auf dem Weg durch das Treppenhaus ist leises Wispern zu hören sowie die aufgeregte Frage: „Was wird uns die Reporterin wohl alles erzählen?“ Plötzlich sieht mich ein Mädchen. Sie springt auf mich zu und fragt: „Bist du Claudia Metten vom Sauerlandkurier?“. Als ich ihre Frage mit „Ja“ beantworte umarmt sie mich voller Begeisterung.

Heute ist für die Kinder im Alter von neun bis elf Jahren ein ganz besonderer Tag, auf den sie im Unterricht mit ihren Klassenlehrerinnen Jana Knaden (Klasse 4a) und Martina Müller (Klasse 4b)  eifrig hingearbeitet haben. Die Mädchen und Jungen sitzen an diesem Vormittag auf der anderen Seite, genau wie ich, denn wir tauschen unsere Rollen. Ich, die Journalistin, wird heute von den beiden Abschlussklassen interviewt. Ganz neugierig frage ich mich: „Was stellen die Kinder mir wohl für Fragen? Was interessiert sie besonders an meiner Arbeit? Was haben sie für Vorstellungen von meinem Tagesablauf?“

Bereits im Vorfeld hatte mir Martina Müller erzählt, die ihre 4b seit dem ersten Schuljahr unterrichtet, dass die Jungen und Mädchen aus beiden Klassen als letztes Aufsatzthema einen Sachtext für die Abschlusszeitung schreiben sollen. Die Themenwahl sei frei, wobei natürlich persönliche Erlebnisse in der Schule, die Abschlussfahrt in die Jugendherberge nach Arnsberg, lustige Begebenheiten oder auch Klassenausflüge mit spannenden Erlebnissen zu den interessanten Inhalten gehören. Intensiv sei im Unterricht der Aufbau eines Zeitungsartikels mit den wichtigen W-Fragen erarbeitet worden. Es sei über den Beruf des Reporters gesprochen worden, dass er Interviews macht, an vielen Orten unterwegs sei und dadurch viele Leute kennenlernt.
„Die Kinder haben sich viele sehr interessante Fragen überlegt und aufgeschrieben. Sie sind total gespannt, was sie über die Arbeit einer Journalistin erfahren“, berichtet mit Klassenlehrerin Martina Müller bereits im Vorfeld, die seit 30 Jahren im Schuldienst tätig ist und seit über zehn Jahren an der Bigger Grundschule unterrichtet. 

Es ist soweit. Die Mädchen und Jungen haben in der Aula auf ihren Stühlen Platz genommen, ich stelle mich kurz und sage, dass ich beim Sauerlandkurier arbeite und sie mich alles fragen dürfen, was meinen Beruf betrifft, was sie besonders interessiert oder auch was ihnen auf den Nägeln brennt. Erwartungsvoll sehen mich die 26 Kinder aus der Klasse 4a und 23 Kinder aus der Klasse 4b an. In ihren Blicken ist Neugier, Wissbegierde und auch ein bisschen Aufregung zu lesen. Ich spüre deutlich, dass ihr erstes Interview etwas ganz Neues und Spannendes für sie ist.

Gemütlich sitzen wir im Schneidersitz auf der Bühne der Aula, als Ella mir als erstes die Frage stellt: „Was gefällt dir an deinem Beruf am besten?“ Ich berichte darauf den Kindern wie vielfältig meine Arbeit als Journalistin ist, dass ich viele spannende Themen bearbeite und sehr viel Zeit am Rechner verbringe, um zu schreiben, aber auch um zu recherchieren.

Es ist mucksmäuschenstill in dem großen Raum, alle hören aufmerksam zu, bis Emilia mir die nächste Frage stellt: „Was war dein spannendstes Erlebnis während deiner Arbeit?“ Ich muss kurz überlegen, denn in meinen 20 Jahren beim Sauerlandkurier habe ich bereits viele spannende und aufregende „Abenteuer“ erleben dürfen. Sei es die Bobfahrt mit 130 Stundenkilometer den Eiskanal in Winterberg herunter, die Hospitationen im Gefängnis oder auch gefährliche Einsätze wie beim Großbrand im Aqua Olsberg. Doch meine Antwort lautet schließlich: „Mein faszinierendstes Erlebnis war eine OP am Herz mitzuerleben, als mehrere Stents gelegt wurden. Darüber habe ich vor einigen Jahren eine Reportage geschrieben.“ 

An den Fragen der Kinder „Bist du aufgeregt vor deinen Presseterminen?“, „Wie lange arbeitest du jeden Tag?“ „Welchen Fußballstar kennst?“, „Was war dein erster Artikel?“ oder „Was war dein emotionalster Termin?“ wurde mehr als deutlich, dass sie sich ausführlich mit meiner Arbeit auseinandergesetzt haben. Auch die Frage von Lukas war von großer Wichtigkeit: „Hast du schon Promis kennengelernt und interviewt?“ Als ich ihnen daraufhin erzählt, dass ich schon Sido, Sven Martinek und unseren neuen Bundeskanzler Friedrich Merz interviewt habe sowie zahlreiche Foto von Apache, Peter Fox, Crow, Jamule, Sarah Connor, Max Giesinger und viele andere Stars gemacht habe, war die Begeisterung groß.  

Wie der Blitz aus heiterem Himmel ist die Schulstunde plötzlich schon vorbei. Die Zeit während dem Interview verging buchstäblich wie Zeit wie im Flug. Ich denke nur: „Wow, das ging aber schnell herum. Was für ein toller Vormittag mit den Kindern, was für coole Fragen.“

Es war für mich, wie auch für die Kinder aus den Abschlussklassen ein spannender Seitentausch und eine wertvolle Erfahrung für die Zukunft.

Reportertausch25

Foto Claudia Metten