Schutt statt Schule oder OP-Säle: Widerstand

GrundschuleBigge2 thumbBigge. Wo vorher die alte Volksschule Heimat für eine Flüchtlingsfamilie geworden war, der Heimatbund sowie die Musikschule ihr Domizil hatten und die Kinder der St. Martinus-Grundschule Bigge mit nur wenigen Schritten sicher zum Unterricht und zur Betreuung gelangen konnten, herrscht seit den Sommerferien 2021 gähnende Leere. Das Gelände ist bekanntlich an die Josefsgesellschaft verkauft worden. Weil diese das Grundstück nun aber doch nicht bebauen möchte und es obendrein zu einem Schnäppchenpreis bekommen hat, regt sich nun Widerstand.
„Den Kindern fehlt die überdachte Fläche zum Fußballspielen und Seilchenspringen. Insbesondere für die Inklusionskinder ist der Gang nach draußen wichtig, um dem Bewegungsdrang Rechnung zu tragen“, so eine besorgte Mutter.
Die Bürgerinitiative „Bigge Aktiv“, sachkundige Bürger und auch die gesamte Schulgemeinschaft mitsamt Eltern stellen sich immer wieder dieselbe Frage: Warum wurde die alte Volksschule abgerissen? Fehlende, räumliche Kapazitäten in der Betreuung, zusätzliche Kosten durch den Umzug der Musikschule in das alte Gebäude der AOK in Olsberg sowie der Abriss des frisch sanierten Gebäudes mit rund 600 Quadratmeter Bildungswerkstatt haben das Fass nun endgültig zum Überlaufen gebracht, denn die Volksschule sei buchstäblich zu einem Preis von 150.000 Euro unter dem Gutachten in Höhe von 195.000 Euro „verscherbelt“ worden.
„Ich habe mehr Geld für eine Eigentumswohnung bezahlt, als die Klinik für die gesamte Bildungswerkstatt mitsamt Grundstück“, echauffiert sich Bianca Scheer, ehemalige Vorsitzende des Fördervereins der St. Martinus-Grundschule Bigge.
Desaströse Vorgehensweise
Auch Matthias Maluck, Lehrer am Berufskolleg Olsberg und Sprecher von „Bigge Aktiv“, bezeichnete die Vorgehensweise von Bürgermeister, Stadtrat und Stadtverwaltung als desaströs. Gegen Expertenrat, ohne Raumkonzept, gegen jede Grundidee der Entwicklung der Olsberger Ortsteile und unter Diffamierung von Bürgern sei das Grundstück mit Gebäude ersatzlos verkauft worden.
„Vor rund zwei Jahren wurde durch die Stadt Olsberg ein pädagogisches Konzept in Auftrag gegeben, mit dem Ergebnis, dass nach dem Umbau der Schule zwecks Mehrfachnutzung von Flächen noch 200 Quadratmeter an Fläche fehlen, um einen zeitgemäßen Unterricht anbieten zu können. Das gibt ein Gefühl dafür, wie groß die Platznot in der Grundschule derzeit ist beziehungsweise damals schon war“, so Matthias Maluck.
„Durch den Zuzug und die Flüchtlingskinder aus der Ukraine ist die Schülerzahl inzwischen auf 200 angewachsen. Die Bigger Grundschule wird sich nach derzeitigem Stand aus diesem Sumpf nicht befreien können. Dass die Klinik nun nicht baut, ist letztendlich nur das I-Tüpfelchen und erscheint wie ein weiterer Schachzug in einer würdelosen Komödie“, ergänzte Maluck.
Das sagt die Klinik
Frank Leber, Geschäftsführer der Elisabeth gGmbH, erklärte auf Anfrage des SauerlandKurier, der Kaufvertrag sei von der Stadt vorgegeben worden. „Aufgrund der explodierenden Baukosten bin ich froh darüber den Anbau der Klinik im vergangenen Jahr gestoppt zu haben. Von 2021 auf 2023 sind allein die Energiekosten um das Dreifache gestiegen. Eine weitere Baumaßnahme wäre derzeit eine zu große zusätzliche finanzielle Belastung“, so Frank Leber.
Das sagt die Stadt
Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt Olsberg teilt dazu auf Nachfrage mit: „Die Stadt Olsberg nimmt grundsätzlich keine Stellung zu Sachverhalten, die in nicht-öffentlicher Sitzung des Stadtrates beraten und entschieden worden sind. Allgemein ist zu sagen, dass solche Entscheidungen selbstverständlich nicht willkürlich, sondern durch die demokratisch gewählten Bürgervertreterinnen und -vertreter getroffen werden.“
Unabhängig von den genannten Zahlen weise die Stadt Olsberg zum besseren Verständnis darauf hin, dass Aussagen eines Gutachtens immer nur den Wert eines bestimmten Objekts bezeichnen, nicht aber Faktoren, die darüber hinaus Auswirkungen auf einen realistischen Verkaufspreis haben. Ratsmitglieder würden sich bei ihren Entscheidungen intensiv und gewissenhaft mit allen vorliegenden Sachverhalten auseinandersetzen.

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Warum wurde die alte Volksschule abgerissen? Diese Frage bewegt weiterhin die Gemüter.
Foto: Claudia Metten

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